Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 20.01.2009
Bersch: Dorferneuerung ist in Hirzenach sehr erfolgreich
Bopparder Bürgermeister widerspricht dem Ortsvorsteher energisch
HIRZENACH. Die Dorferneuerung in Hirzenach ist sehr erfolgreich betrieben worden. Diese Feststellung trifft Bürgermeister Dr. Walter Bersch und widerspricht damit gegenteiligen Äußerungen des Hirzenacher Ortsvorstehers. Hans-Josef Karbach hatte beim Neujahrstreff im Tempushaus behauptet, die Dorferneuerung in Hirzenach sei ein “Flop” (wir berichteten).
“Ich erwarte von einem Ortsvorsteher keine Bescheidenheit, sehr wohl jedoch Augenmaß”, so Bersch. Für Hirzenach sei es gut, dass es Bestandteil der leistungsstarken Stadt Boppard ist. Nur so sei es möglich gewesen, dass in Hirzenach bezogen auf die Einwohnerzahl und im Vergleich zu den übrigen neun Ortsbezirken “weit überdurchschnittlich viel investiert werden konnte”.
Am 28. Februar 2006 sprach der damalige Innenminister Walter Zuber die Anerkennung des Ortsbezirkes Hirzenach als Schwerpunktgemeinde in der Dorferneuerung aus. Danach, so Bersch, habe sich die Stadt Boppard enorm in dem mittlerweile mit 331 Einwohnern zweitkleinsten Ortsbezirk engagiert. Bersch wies darauf hin, dass 1950 die Bevölkerung von Hirzenach mit 670 Einwohnern noch doppelt so groß war wie heute. Nur 13,6 Prozent der Hirzenacher sind jünger als 20 Jahre (Durchschnitt der Gesamtstadt: 18,6 Prozent), während 40,2 Prozent älter als 60 Jahre sind (Durchschnitt Gesamtstadt 28,0 Prozent). Jetzt gehe es darum, in Hirzenach attraktive Lebens- und Wohnbedingungen zu schaffen.
Die Stadt Boppard unterhält in Hirzenach mit der ehemaligen Schule Gemeinschaftsräumlichkeiten, wobei ein Stockwerk der Organisation Solwodi von Schwester Dr. Lea Ackermann kostenlos zur Verfügung gestellt wird. In dem Gebäude befinden sich der Jugendkeller und ein weiterer großer Gemeinschaftsraum.
Die Stadt unterhält in Hirzenach weiterhin ein Feuerwehrgerätehaus, einen Bolzplatz und einen Kinderspielplatz. Zusätzlich hat die Stadt Boppard für 588 000 Euro ein hochmodernes Dorfgemeinschaftshaus mit einer Gesamtnutzfläche von 199 Quadratmetern errichtet. Mit einem Kostenaufwand von 20 597 Euro hat die Stadt die drei Bebauungspläne “Niederhirzenach I”, “Niederhirzenach II” und “Oberhirzenach” zur Rechtskraft gebracht. In der Folgezeit hat die Stadt zwecks Entkernung drei Gebäude erworben, abgerissen und Regulierungen vorgenommen, was insgesamt 101 595 Euro kostete.
Für 12 468 Euro wurde der Spielplatz umgestaltet, für 14 695 Euro die Europakanzel mit einem neuen Schutzgebäude ausgestattet, für 22 026 Euro der Brunnen an der Rheinstraße und für 19 235 Euro der Brunnen vor der Villa Brosius hergerichtet. 36 375 Euro kostete die Asphaltierung des Wirtschaftsweges “Auf Kalkofen”.
Die Stadt Boppard engagierte sich noch mit weiteren Projekten für Hirzenach. So erhielt die katholische Kirchengemeinde einen Zuschuss von 23 345 Euro für die Sanierung im Bereich der Propstei.
Mit der jetzt eingeleiteten Flurbereinigung (Kosten: 120 000 Euro) wird nach Einschätzung des Bürgermeisters die Einbindung von Hirzenach in die natürliche Umgebung verbessert und der Weinanbau dauerhaft gesichert. Geplant sei auch noch die Neugestaltung des DB-Haltepunktes und der Bau eines P&R- und Wanderparkplatzes, der auch für das Dorfgemeinschaftshaus genutzt werden kann.
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 04.02.2009
Stadt hält fest an Bopparder Einheit
Rat votierte gegen Prüfung einer Umwandlung in Verbandsgemeinde
Boppard ist etwas Besonderes. Die Stadt ist einziges alleiniges Mittelzentrum und die einzige Einheitsgemeinde im Kreis. Dieser Zustand dürfte noch eine Weile andauern.
BOPPARD. Die verbandsfreie Stadt Boppard wird nicht auf ihre Zukunftstauglichkeit hin untersucht. Der Stadtrat sprach sich gegen den Antrag der FWG aus, die Umwandlung der Einheitsgemeinde in eine Verbandsgemeinde prüfen zu lassen. 17 Mandatsträger zeigten sich mit dem Status quo einverstanden, 13 waren dafür, die politischen Verhältnisse in Boppard zu ändern oder einer Untersuchung zu unterziehen.
Die eifrigsten Befürworter der Einheitsgemeinde ohne Wenn und Aber fanden sich bei der SPD und bei den Bürgern für Boppard (BfB). “Es muss doch einen Grund geben, die Stadt als Einheitsgemeinde aufzulösen”, fragte sich SPD-Chef Hermann Noe. “Ich kann aber keinen Grund erkennen.”
BfB-Vorsitzender Jürgen Mohr hielt überhaupt nichts von einem Prüfantrag, zumal er die Stadt Boppard als Erfolgsmodell ansah und davon überzeugt war, dass alle Ortsbezirke im Laufe der Jahrzehnte zusammengewachsen sind. “Wir sind nicht bereit, die Stadt Boppard aufzulösen.” Klaus Brager von den Grünen plädierte aus historischen Gründen für die Einheitsgemeinde. Boppard sei seit der Spätantike das Zentrum für die umliegenden Ortschaften gewesen. Sein Parteifreund Heinz Bengart pries zwar die Einheitsgemeinde, plädierte dennoch für den Prüfauftrag, denn Boppard sei keine heilige Kuh.
Jürgen Schneider (FWG) hatte die Systemfrage gestellt und für die Verbandsgemeinde plädiert. Wegen des Wunsches der Bürger nach Selbstständigkeit und Eigenständigkeit, aber auch wegen der Sonderrolle, die Boppard derzeit spielt. “Wer sich isoliert, wird keine Zukunft haben. Wir meinen, dass die verbandsfreie Stadt Boppard keinen Partner fürs kommunale Ehebett finden wird.”
Diese Argumente brachte auch Wolfgang Spitz (CDU) aufs Tapet: Die Einheitsgemeinde behindere Selbstständigkeit und Bürgernähe sowie in gewisser Weise auch die Kommunalreform. Als größter Einheits-Gegner erwies sich Hans-Josef Karbach (CDU). Die Einheitsgemeinde unterbinde jedes Gemeinschaftsgefühl, die Bürger seien fremdbestimmt. “Wir kommen bei den Bopparder Problemen unter die Räder”, meinte der Hirzenacher Ortsvorsteher.
Manche Befürworter des FWG-Antrages in den Reihen der CDU-Fraktion outeten sich als glühende Anhänger der Einheitsgemeinde. Aber sie sahen systembedingte Defizite im Umgang der Stadtverwaltung mit den Ortsbezirken und mangelnde Identität vieler Bürger mit der Gesamtstadt. “Man hat den Ortsbezirken nur ein Empfehlungsrecht zugestanden. Mitwirkungsrechte sind nur bedingt vorhanden”, sagte Adolf Meinung. “Das führt zu einer gefühlten Entfernung von der Stadtpolitik. Für ihn lohne es sich, den Prüfauftrag zu erteilen. “Eine Umwandlung in eine VG könne ja Verbesserungen bringen.”
Bürgermeister Walter Bersch meinte, eine Umwandlung einer Einheitsgemeinde in eine VG sei in der Gemeindeordnung nicht geregelt. Sie verbiete sich auch deshalb, weil manche Entwicklungen nicht mehr zurückzudrehen seien. “Wir haben 33 Jahre auf das gemeinsame Industriegebiet Hellerwald hingearbeitet.” Wolfgang Wendling
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 07.02.2009
Boppard: Einbruch bei Gewerbesteuer
Einnahmen von den Unternehmen halbieren sich gegenüber dem Vorjahr
Wie ist es um die finanzielle Situation der Stadt Boppard bestellt? Die CDU-Mehrheitsfraktion hatte diese Frage gestellt. Die Antworten machten deutlich, dass die Konjunkturkrise die heimische Wirtschaft hart trifft. Darunter leiden jetzt auch die Kommunen.
BOPPARD. Die Stadt Boppard rechnet in diesem Jahr mit einem starken Einbruch bei den Gewerbesteuereinnahmen. Die heimischen Unternehmen zahlen nur noch die Hälfte des Betrages, den sie 2008 abführten. Nur noch 6,1 Millionen Euro erwartet der städtische Kämmerer in diesem Jahr. Rund 11,9 Millionen lautet das vorläufige Ergebnis für 2008. Kalkuliert hatte die Stadt für vergangenes Jahr sogar mit 13,75 Millionen Euro aus der Gewerbesteuer.
Trotz der voraussichtlichen Halbierung der Gewerbesteuereinnahmen sah der Stadtrat keinen finanziellen GAU auf Boppard zukommen. Die von den Bopparder Firmen an die Stadt gezahlten Steuern übersteigen in der Summe immer noch das durchschnittliche jährliche Gewerbesteuer-Aufkommen in der Vergangenheit. (siehe im Detail).
“Die finanzielle Situation ist den Umständen entsprechend immer noch sehr gut”, meinte Bürgermeister Walter Bersch. Dagegen gab es keinen Widerspruch. Allerdings machte CDU-Fraktionssprecher Ludwig Höffling darauf aufmerksam, dass es der Stadt aufgrund der deutlichen Reduzierung der Gewerbesteuer nicht leicht fallen werde, die großen Verpflichtungen einzugehen.
Im vergangenen Jahr fiel die Gewerbesteuer fast um 1,9 Millionen Euro geringer aus, als im Etat veranschlagt. Die gesamten Steuereinnahmen reduzierten sich im Ergebnis aber nur um 1,2 Millionen Euro gegenüber den Erwartungen. 21,3 Millionen Euro lautete der Haushaltsansatz. 20,1 Millionen waren es laut vorläufigem Ergebnis.
Das hängt damit zusammen, dass andere Steuerquellen stärker sprudelten als angenommen. So erhielt Boppard rund 5,2 Millionen aus dem kommunalen Anteil an der Einkommensteuer, 4,7 Millionen waren veranschlagt. Auch Grundsteuer und Umsatzsteuer brachten etwas mehr Geld in die Kasse als erwartet.
Auch der Einbruch der Gewerbesteuer in diesem Jahr um etwa 5,8 Millionen gegenüber dem Vorjahr wird zum Teil durch höhere Zuweisungen und geringere Abgaben wettgemacht. So reduziert sich die Gewerbesteuerumlage – das ist der Betrag, den die Stadt von der Gewerbesteuer an Bund und Land abführen muss – um fast 1,3 Millionen, und zwar von 2,5 Millionen 2008 auf 1,15 Millionen 2009. Die Schlüsselzuweisungen B 2 erhöhen sich von rund 81 000 auf 310 000 Euro in diesem Jahr und 605 000 Euro im Jahr 2010. Überhaupt: Wenn sich die Steuereinnahmen im kommenden Jahr nicht wesentlich ändern, verbessert sich die Einnahmesituation 2010 gegenüber 2009 um fast eine Million Euro.
Auf die Kreisumlage wirken sich die verringerter Steuereinnahmen nicht aus. Im Gegenteil: Durch die Erhöhung des Hebesatzes von 39,2 auf 41 Prozent muss Boppard fast 300 000 Euro mehr nach Simmern überweisen. Die Kreisumlage steigt von 6,5 auf 6,8 Millionen Euro. Erst 2010 wird bei unverändertem Hebesatz eine geringere Umlage von 6,2 Millionen Euro fällig.
“Wir haben viele Projekte auf die Reise geschickt mit der Maßgabe, dass wir viele Zuschüsse erhalten”, sagte der Bürgermeister. Neben den aktuell anstehenden Bopparder Großprojekten wie Schwimmbad und Tiefgarage gibt es noch eine ganze Reihe von Investitionen, die wegen des Konjunkturpaketes vorgezogen werden könnten. Bersch nannte an erster Stelle die Umgestaltung des Bahnhaltepunktes Bad Salzig, auch der Bahnhof in Hirzenach, das Karmelitergebäude und die Kurfürstliche Burg könnten schneller aufs Tapet kommen als gedacht. Auch bei der Tieferlegung der B 9 mit dem Bau eines Kreisesels könnte es jetzt ganz schnell gehen, meinte der Bürgermeister. Selbst in das Kloster Marienberg könnte jetzt endlich investiert werden.
Selbst wenn die Zuschüsse des Landes bei 80 bis 90 Prozent liegen – die Stadt müsse immer noch den Eigenanteil finanzieren, machte CDU-Ratsmitglied Adolf Meinung deutlich. “Wir sollten nicht nur dem Geld nachlaufen, sondern bei jeder Maßnahme den Sinn für die Stadt Boppard und die Interessen der Bürger im Auge haben”, sagte Meinung und warnte davor, die “Stadt in eine Schuldenfalle zu treiben”.
Der Bericht der Stadtverwaltung über die finanzielle Situation der Stadt Boppard fand am Ende die ungeteilte Zustimmung des Stadtrates.
Wolfgang Wendling
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 10.02.2009
Aus Buchholz wird “Stadtteilzentrum”
Neues Geschäftszentrum soll mehr Kaufkraft im Niederkirchspiel binden
Buchholz erfüllt als drittgrößter Bopparder Ortsbezirk zentrale Funktionen für das Niederkirchspiel. Durch ein weiteres Neubaubaugebiet dürfte die Bevölkerungszahl wieder zunehmen. Ein neues Geschäftszentrum soll den Höhenstadtteil auch als Einkaufsstätte attraktiver machen.
BOPPARD. Buchholz avanciert zum Bopparder Stadtteilzentrum. Dieses Vorhaben hat jetzt der Stadtrat durch die Änderung des Bebauungsplanes “Hinter dem Hohenroth/B 327″ untermauert. Auf einer Fläche von 4000 Quadratmetern sollen die Bewohner von Buchholz, Oppenhausen, Herschwiesen und Udenhausen ein Warenangebot vorfinden, das zur Deckung ihrer Grundversorgung ausreicht.
Ziel aller Bemühungen: Die rund 4400 Bewohner des Niederkirchspiels fahren künftig nicht mehr zum Einkaufen nach Emmelshausen oder Koblenz. Anders ausgedrückt: Der Stadtteil Buchholz innerhalb des Mittelzentrums Boppard soll mehr Kaufkraft binden als bisher. In Buchholz werden 3,63 Millionen Euro im sogenannten kurzfristigen Bereich umgesetzt (Stand 2006). Das Kaufkraftpotenzial liegt jedoch bei 12,18 Millionen Euro. Das bedeutet: Der derzeitige Einkaufsstandort Buchholz kann noch nicht einmal 30 Prozent der potenziellen Kaufkraft der 4400 Einwohner des Niederkirchspiels abdecken. Eine Aufwertung von Buchholz ist aus Bopparder Sicht auch deshalb geboten, weil die Bopparder Kernstadt so gut wie keine Kaufkraft abschöpft.
Dass die Bewohner des Niederkirchspiels ausgerechnet das benachbarte Grundzentrum Emmelshausen als beliebten Einkaufsstandort betrachten, ist für die Bopparder erst recht ein Grund, den Stadtteil Buchholz attraktiver zu machen. Schließlich ist Boppard Mittelzentrum, nach dem neuen Landesentwicklungsplan (LEP) IV das einzige Mittelzentrum im Kreis, das diese Stellung mit niemandem zu teilen braucht. Zum Einzugsbereich des Mittelzentrum Boppard gehört das Grundzentrum Emmelshausen. Daher entspricht es nicht der reinen Lehre, dass die Verbandsgemeinde Emmelshausen höhere Einzelhandelsumsätze ausweist als die Stadt Boppard (siehe auch im Detail). 2000 der 4000 Quadratmeter Gesamtverkaufsfläche entfallen auf den Vollsortimeter Edeka, der von der “Neuen Mitte” ins Gewerbegebiet umsiedelt. Der Markt selbst soll eine Verkaufsfläche von 1350 Quadratmeter haben. Die restliche Fläche wird für eine künftige Erweiterung reserviert.
Auf 1000 Quadratmeter kann sich der Discounter Penny ausbreiten. Dazu kommen weitere 1000 Quadratmeter Verkaufsfläche für den Textildiscounter KIK, den Haushaltswarendiscounter Tedi, die Sortimente Tiernahrung und Zoobedarf, einen Getränkemarkt und einen Drogerie-Discounter. Dabei darf kein Geschäft die Verkaufsfläche von 500 Quadratmetern überschreiten.
Bei einer Besprechung zwischen Stadtverwaltung Boppard und Vertretern der Kreisverwaltung, der SGD Nord und der Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald stießen die Pläne für Buchholz auf Zustimmung. Der Standort wird als “zentraler Versorgungsbereich im Sinne eines Stadtteilzentrums des Mittelzentrums Boppard” definiert. Etwas einfacher formulierte es Bürgermeister Walter Bersch: “Boppard ist uneingeschränkt Mittelzentrum. Deshalb dürfen wir auch ein Stadtteilzentrum ausweisen.”
Emmelshausen hält am Widerstand gegen die Bopparder Pläne in Buchholz fest. Sie hatte bereits im vorigen Jahr beim Oberverwaltungsgericht einen Normenkontrollantrag gestellt mit dem Ziel, das Geschäftszentrum zu verhindern. Wolfgang Wendling
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 16.02.2009
Grundzentrum wehrt sich gegen Pläne des benachbarten Mittelzentrums – Das Mittelzentrum fühlt sich in die Ecke gedrängt – Oberverwaltungsgericht ist jetzt am Zug
Bopparder Bürgermeister rechnet mit Emmelshausen ab
Bersch geißelt das Verhalten der Vorderhunsrücker und sieht sich im Recht
BOPPARD/EMMELSHAUSEN. “Emmelshausen blockiert das Nahversorgungszentrum in Buchholz.” Mit dieser Kern-aussage rechnet der Bopparder Bürgermeister mit den Nachbarn aus Emmelshausen ab. Hintergrund ist der Normenkontrollantrag, den die Gemeinde Emmelshausen beim OVG gestellt hat, um das Einkaufszentrum in Buchholz zu verhindern (wir berichteten ausführlich). Doch damit ist es laut Bersch nicht getan. “Mit insgesamt drei Anträgen beim Oberverwaltungsgericht Koblenz will die Ortsgemeinde Emmelshausen erreichen, dass ab Mitte März in Buchholz das neue Nahversorgungszentrum Hohenroth nicht gebaut wird”, teilt der Bopparder Bürgermeister mit.
Gericht legt Pläne auf Eis
Dabei bezieht er sich auf die Schriftsätze des Emmelshausener Anwalts. Dort heißt es, dass Emmelshausen durch diese Baumaßnahme in Buchholz “ein erheblicher Kaufkraftabfluss” und “Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbereiche der Gemeinde” drohen würde. Mit Datum vom 24. November 2008, rechnet Bersch vor, wurde zunächst beim Oberverwaltungsgericht der Normenkontrollantrag eingereicht, wonach der vom Stadtrat beschlossene Bebauungsplan für unwirksam erklärt werden soll.
Am 21. Januar wurde zusätzlich eine einstweilige Anordnung beantragt, und am 28. Januar, so Bersch weiter, wurde darüber hinaus eine “äußerste Eilbedürftigkeit” erklärt. Auf den letztgenannten Antrag hin habe der erste Senat des Oberverwaltungsgerichtes Rheinland-Pfalz am 10. Februar beschlossen, den “Bebauungsplan Hinter dem Hohenroth/B 327 der Stadt Boppard” vorläufig bis zur Entscheidung des Senates über den Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung außer Vollzug zu setzen. “Das heißt konkret, dass auf Grundlage des Bebauungsplanes bis zur 10. Kalenderwoche 2009 (2. bis 6. März) die Kreisverwaltung die Baugenehmigung nicht erteilen darf”, schreibt Bersch und verweist darauf, dass sich damit das Projekt in Buchholz erheblich verzögere: Der Investor habe bereits vor einigen Wochen den Bauantrag eingereicht. Mit der Baugenehmigung hätte die Stadt bis Ende Februar rechnen können, so dass dann im März die Bauarbeiten hätten beginnen können. Begleitend zu den Anträgen beim Oberverwaltungsgericht habe der Rechtsanwalt der Gemeinde Emmelshausen bei der Kreisverwaltung interveniert und angekündigt, gegen den Landkreis vorzugehen, wenn diese für das Buchholzer Vorhaben eine Genehmigung in Aussicht stellen würde.
Zu hohe Konzentration
Bersch zeigt sich darüber befremdet. “Wir werden es nicht hinnehmen, dass die Emmelshausener Lokalpolitiker auf dem Gerichtswege durchsetzen wollen, dass Bürgerinnen und Bürger des Mittelzentrums Boppard durch die Verhinderung eines Angebotes in Buchholz faktisch zum Einkaufen nach Emmelshausen gezwungen werden. Auch das Niederkirchspiel hat ein Recht auf eine angemessene Grundversorgung.” Aufgabe eines Grundzentrums sei es, die Versorgung der Bevölkerung innerhalb der Verbandsgemeinde sicherzustellen. Aber Emmelshausen locke mit einer “ungewöhnlichen Konzentration von Verkaufsflächen im Einzelhandel” viele Verbraucher aus der Stadt Boppard, insbesondere den vier Ortsbezirken des Niederkirchspiels, an.
In der Klageerwiderung machte die Stadt Boppard gegenüber dem OVG geltend, dass in Emmelshausen die größeren Fachmärkte eine Gesamtverkaufsfläche von rund 12 000 Quadratmetern aufweisen. Nach Eröffnung des Rewe-XL-Marktes 2005 mit einer Verkaufsfläche von 2000 Quadratmetern seien die Umsätze in Emmelshausen 2006 um 2,8 Millionen auf knapp 56 Millionen Euro gestiegen, während die Umsätze in Boppard auf 49,1 Millionen Euro abgesunken seien.
Für den 2000 Quadratmeter großen Rewe-XL-Markt habe Emmelshausen 2005 das Einvernehmen gegeben, einen eigenen Bebauungsplan habe die Gemeinde dafür nicht aufgestellt. “Sie hat damit auch der Stadt Boppard die Mitwirkung verweigert”, moniert Bersch. Nun wolle Emmelshausen mit Gerichtsbeschlüssen verhindern, dass in Buchholz ein wesentlich kleinerer Lebensmittel-Vollsortimenter mit einer Verkaufsfläche von 1350 Quadratmetern entsteht.
Die Gemeinde wolle ferner die Ansiedlung von drei Märkten in Buchholz verhindern, die in Emmelshausen bereits vorhanden sind. Bersch ist davon überzeugt, dass “das kleinere Vorhaben in Buchholz der großen Gemengelage in Emmelshausen nichts anhaben” könne. So hätten Planungsgemeinschaft, SGD Nord und Kreisverwaltung den Plänen zugestimmt. Berschs Fazit: “Der Emmelshausener Einzelhandel war bisher sehr erfolgreich. Verbraucher kann man in der Marktwirtschaft nur mit guten Angeboten, nicht jedoch mit Gerichtsanrufungen überzeugen.”
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 09.03.2009
Boppard bietet Bühne für Theater
Mehr als 1000 Zuschauer kamen zur Eröffnung des Kulturfestivals in die Rheinstadt – Angebot richtet sich besonders an Schulen
Bühnenkunst auf hohem Niveau will das erste Bopparder Kulturfestival bieten. Und die Theaterfreunde quittierten die Bemühungen mit stolzen Besucherzahlen. Mehr als 1000 sahen am Wochenende die beiden ersten Produktionen des März-Spielplans.
BOPPARD. Einen furiosen Start hingelegt hat am Wochenende das Bopparder Kulturfestival. Die Zuschauer kamen in Scharen in die neue Stadthalle. Viele von ihnen suchten an den beiden Abenden bei Dürrenmatts “Der Besuch der alten Dame” und Lessings Komödie “Minna von Barnhelm” das Theater-Erlebnis vor der eigenen Haustür, in der eigenen Stadt. Zugleich beweist das Festival bereits zum Auftakt: Seine Strahlkraft wirkt weit in die Mittelrheinregion hinein. Viele Besucher von auswärts, darunter auch aus der Theaterstadt Koblenz, fanden den Weg nach Boppard.
Bürgermeister Dr. Walter Bersch sah sich in der außerordentlich hohen Resonanz auf das Festival-Projekt bestätigt, das von der Rhein-Hunsrück-Zeitung als Medienpartner begleitet wird. In diesem Jahr bieten 16 Theaterproduktionen deutscher Landesbühnen klassisches Theater in seiner großen Vielfalt.
Nach Jahrzehnten der Vakanz – sieht man ab von dem semiprofessionell agierenden “Stadttheater” – bespielen wieder Profi-Ensembles die Bopparder Bühne. Bis in die 70er-Jahre hatte in der Aula des Gymnasiums die Landesbühne Neuwied gastiert.
Das Festival-Budget sieht für die beiden Kompaktspielzeiten im März und Oktober/ November eine Summe von 150 000 Euro vor. Zu stemmen ist das nur mit starken Partnern. Das Land Rheinland-Pfalz steuert zur ersten Phase 20 000 Euro bei, für Phase zwei werden weitere 30 000 Euro erwartet. Ohne Sponsoren läuft heutzutage kaum noch etwas im Kulturbetrieb.
Und so hob Bürgermeister Bersch das Engagement heimischer Unternehmen und Institutionen hervor. Sie steuern 30 000 Euro bei. Ein Viertel der Kosten sollen die Eintrittsgelder bringen. Dabei ist, wie Bersch im Pausengespräch erläuterte, besonders darauf geachtet worden, den Ticketpreis mit 16 Euro moderat zu gestalten: “Jeder soll sich anspruchsvolles Theater leisten können.” Bersch sieht die Halle gut angenommen, starke Buchungen bis ins nächste Jahr liegen vor. Sie ziehe Kreise an, die sonst nie nach Boppard gekommen wären. Speziell die Schulen will das Bopparder Bühnen-Festival ansprechen und die Jugend ans Schauspiel heranführen. Das scheint zu gelingen. Unter den Gästen der beiden ersten Aufführungen waren zahlreiche Schüler aus Boppard und aus Koblenz.
Das freute natürlich Schulmann und Kultur-Staatssekretär Dr. Joachim Hofmann-Göttig (SPD), den es zur Premiere der “Alten Dame” von Koblenz nach Boppard gezogen hatte. Er versah das Programm mit dem Prädikat “außerordentlich niveauvoll”. Hofmann-Göttigs Prognose: Durch die Stadthalle eröffnen sich Boppard als Mittelzentrum in der Welterberegion neue Chancen auf vielfältige kulturelle Aktivitäten.
Ernst-Peter Strauch
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 13.03.2009
Radweg an der Autobahn hat Praxistest bestanden
Unmittelbar an der A 61 zwischen Buchholz und Udenhausen wird für rund 300 000 Euro ebenerdige Strecke angelegt
BUCHHOLZ. Der Radweg zwischen Buchholz und Udenhausen kann bald verwirklicht werden.
Die zwischenzeitlich freigelegte Berme unmittelbar entlang der A 61 eignet sich hervorragend für die Anlage eines ebenen Radweges.
Diese Feststellungen konnten rund 50 Teilnehmer treffen, die den momentanen Zustand des Weges zwischen Udenhausen und Buchholz jetzt auf Schusters Rappen einem Praxistest unterzogen.
Bürgermeister Dr. Walter Bersch wies in seinen Erläuterungen darauf hin, dass der gut angenommene Radweg zwischen Buchholz und Oppenhausen schon vor Jahren den Wunsch hervorgerufen hat, auch zwischen Buchholz und Udenhausen einen vergleichbaren Radweg zu schaffen. Allerdings sind die entsprechenden Überlegungen zum Bau eines Radweges entlang der Hunsrückhöhenstraße wegen der dort notwendigen enormen Landschafts-eingriffe und damit verbundenen hohen Kosten gescheitert.
Die Wiederentdeckung der Berme anlässlich einer Wanderung des Bürgermeisters gemeinsam mit Ortsvorsteher Wilfried Schäfer entlang der Lärmschutzwand der Autobahn zeigte die Möglichkeiten auf. Das zuständige Autobahnamt Montabaur hat die Zustimmung bereits erteilt.
Der Landesbetrieb Mobilität ist sogar bereit, den künftigen Radweg in das überregionale Radwegenetz aufzunehmen und die Baumaßnahme mit einem Fördersatz zwischen 60 und 70 Prozent finanziell zu unterstützen. SPD-Stadtverbandsvorsitzender Hermann Noe erkennt in dem Vorhaben ein wichtiges Projekt nicht nur für das Niederkirchspiel, sondern auch den Tourismus in Boppard insgesamt.
Jetzt geht es darum, den Radweg mit voraussichtlichen Kosten von rund 300 000 Euro in den nächsten Jahren zu verwirklichen.
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 21.03.2009
Kurt Beck auf Info-Tour in Boppard
Ministerpräsident informierte in Boppard über das Konjunkturpaket und die Gebietsreform
BOPPARD. In jeder Krise steckt auch eine Chance – diese Empfehlung gab Landrat Bertram Fleck Ministerpräsident Kurt Beck und Innenminister Karl-Peter Bruch, die in der Bopparder Stadthalle über Gebietsreform und Konjunkturpaket informierten.
Beck fuhr mit seiner neuen gepanzerten Dienstkarosse auf dem Bopparder Marktplatz vor und wurde von Boppards Bürgermeister Dr. Walter Bersch sowie Landrat Bertram Fleck und SGD-Nord-Präsidentin Dagmar Barzen begrüßt. In der Halle hatten zahlreiche Vertreter von Kommunen Platz genommen, unter ihnen der Koblenzer Oberbürgermeister Eberhard Schulte-Wissermann, die Bürgermeister der Verbandsgemeinden Kirchberg und Simmern, Harald Rosenbaum und Manfred Faust. Kurt Beck stellte einzelne Aspekte des Konjunkturpakets vor und erklärte, welche Kriterien die Landesregierung bei der Verteilung der Mittel zugrunde gelegt hat. Konkrete Projekte im Rhein-Hunsrück-Kreis oder anderen Regionen sprach Beck nicht an. Beim Thema Gebietsreform erläuterte der Ministerpräsident ebenfalls die Vorgehensweise der Landesregierung. Dass man bei den Reformvorschlägen die Ortsgemeinden nicht angetastet habe, ebenso nicht die Verbandsgemeinden. Grund: “Dieses System funktioniert”, so Beck. Auch die Landkreise sollen ja bekanntlich so bleiben wie sie sind. Kurt Beck vergaß jedoch nicht zu betonen, dass man seitens der Landesregierung jederzeit gesprächsbereit sei, wenn sich einzelne Gemeinden, Verbandsgemeinden oder auch Landkreise auf einen Zusammenschluss einigen würden: “Dem verschließen wir uns nicht. Bedingung ist, dass alle beteiligten Parteien dies gleichermaßen wollen”, so Beck. Einen Mittelrhein-Kreis, von vielen befürwortet, sprach Beck nicht an. So wird eine Zusammenlegung einzelner Gebietskörperschaften daran scheitern, dass einzelne Partner dies nicht wollen, was auch in der folgenden Diskussion zum Ausdruck kam, an der sich allerdings niemand aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis beteiligte. (tor
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 21.03.2009
Streit mit Boppard: Emmelshausen siegt
OVG: Bebauungsplan in Buchholz unwirksam – Stadt geht in Offensive
Wie viele Geschäfte darf es in Buchholz geben? Und vor allem: Wie groß dürfen welche Geschäfte sein? Darüber entscheidet nicht der Markt, sondern Aufsichtsbehörden und nach entsprechender Anrufung auch die Justiz.
BOPPARD/EMMELSHAUSEN. Freude in Emmelshausen, Gelassenheit in Boppard: Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Rheinland-Pfalz hat den Bebauungsplan “Hinter dem Hohenroth/B 327″ in Buchholz auf Antrag der Gemeinde Emmelshausen vorläufig außer Vollzug gesetzt.
Abwägung nicht ausreichend
Der Bebauungsplan sieht Einzelhandelsbetriebe auf einer Fläche von 4000 Quadratmetern vor. Dagegen wandte sich Emmelshausen mit einem Normenkontrollantrag und einem Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung. Die Gemeinde befürchtet, den in ihrem Gebiet bereits ansässigen Einzelhandelsbetrieben werde durch die in Buchholz geplanten Betriebe die wirtschaftliche Grundlage entzogen.
Die Stadt Boppard habe die Auswirkungen des Bebauungsplans auf die Einzelhandelsbetriebe in der Ortsgemeinde Emmelshausen, die im Raumordnungsplan Mittelrhein-Westerwald als zentraler Ort ausgewiesen ist, nicht ausreichend ermittelt und abgewogen, begründete das OVG die Entscheidung. Wegen der möglicherweise erheblichen Beeinträchtigungen der zentralen Versorgungsbereiche in Emmelshausen durch den Abfluss von Kaufkraft nach Buchholz müsse der Bebauungsplan vorläufig außer Vollzug gesetzt werden, um bis zur Entscheidung in der Hauptsache vollendete Tatsachen durch die Erteilungen von Baugenehmigungen an Investoren zu verhindern, heißt es in einer Stellungnahme des OVG zur Entscheidung.
“Wir machen es wie früher in der Schule, wenn die Klassenarbeit mit ,mangelhaft” zurückgegeben wurde: Wir machen”s neu”, sieht Boppards Bürgermeister Walter Bersch die Angelegenheit mit großer Gelassenheit. Mit einer im Ergebnis ähnlichen Entscheidung habe er gerechnet. Überrascht habe ihn lediglich, dass das OVG eine ernsthafte Beeinträchtigung des starken Emmelshausener Einzelhandels in Betracht ziehe. “Wir werden daher das indirekt geforderte Gutachten über die theoretisch denkbare Beeinträchtigung des Grundzentrums Emmelshausen erstellen lassen und dem Gericht vorlegen”, erläutert Bersch das weitere Prozedere.
“Wir fühlen uns in unserer Auffassung bestätigt”, sagt der Emmelshausener Ortsbürgermeister Norbert Monnerjahn in einer ersten Reaktion zur OVG-Entscheidung. “Das Gericht hat unsere gewachsenen Strukturen als Grundzentrum erkannt und gewürdigt.” Für Triumphgefühle sieht Monnerjahn indes keinen Anlass. Gegenüber der RHZ bestätigt er seine Auffassung, dass allein die Größe des Vorhabens in Buchholz seine Gemeinde zum Normenkontrollantrag bewogen habe. “Es geht nicht darum, in Buchholz etwas zu verhindern, was der dortigen Bevölkerung zur Versorgung dient.” Es könne nur nicht sein, dass Buchholz auf einen Schlag bekommen soll, wofür Emmelshausen 30 Jahre gebraucht habe. Monnerjahn will jetzt rasch das Gespräch mit Boppard suchen.
Gesprächsbereit ist auch Bersch. Zugleich will er aber schnell Nägel mit Köpfen machen. “Wir machen nun bezogen auf den vorhandenen Bestand und den konkreten Bauantrag für vier zusätzliche Märkte einen neuen Bebauungsplan, wobei wir bereits die Zustimmung der unteren und oberen Landesplanungsbehörde sowie der Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald haben.” Auch für das vom OVG kritisch hinterfragte “Stadtteilzentrum Buchholz” im Sinne von LEP IV sieht der Bopparder Bürgermeister keine Gefahr. Ein Einzelhandelskonzept soll dafür als Grundlage dienen.
Es bleibt spannend
Einen Seitenhieb auf Emmelshausen kann sich Bersch aber nicht verkneifen: “Die geplante Markteröffnung für 1. Dezember 2009 ist geplatzt. Ob das nun von der SGD geforderte Einzelhandelskonzept der Gemeinde Emmelshausen bei deren Erweiterungsplänen (die Erweiterung von Aldi – Anmerkung der Redaktion) hilft, wird sich zeigen.” Wolfgang Wendling
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 25.03.2009
Baubeginn in absehbarer Zeit
Pfarrkirche St. Pankratius: Förderverein sammelte bereits 100 000 Euro
HERSCHWIESEN. Mehr als 100 000 Euro hat der Förderverein Innenrestaurierung Pfarrkirche St. Pankratius in Herschwiesen bereits gesammelt. Dank der vollen Vereinskasse können die Maßnahmen in absehbarer Zeit beginnen. Der Finanzrat des Bistums Trier hatte im vergangenen Herbst einen Maßnahmebeginn für das Jahr 2010 anberaumt. Nun soll an der tatsächlichen Umsetzung gearbeitet werden.
Das ist ein Erfolg für den gut fünf Jahre alten Förderverein. Der Vorsitzende, Bürgermeister Dr. Walter Bersch, verweist auf eine stolze Bilanz: 182 Mitglieder und zahlreiche Aktivitäten halfen dabei, die 100 000-Euro-Schwelle zu knacken. Zudem hat die Landesregierung Rheinland-Pfalz eine Landesförderung in Aussicht gestellt. Schließlich ist die gesamte Anlage von St. Pankratius, die in der Fachpresse von Bauhistorikern als einmalig im gesamten Rheinland bezeichnet wurde, etwas Besonderes.
Der Betrag in der Kasse dürfte unterdessen weiter wachsen, schließlich stehen neue Veranstaltungen an. Der Erlös aus dem Getränkeverkauf kommt dem Vereinszweck zugute. Auf dem Programm der Pfarrkirche St. Pankratius stehen:
● 13. Juni: “Stockhausen for kids – junge Töne III”, Gemeinschaftskonzert der Streicherklasse der Grundschule Buchholz, der Bläserklasse der Freien Schule Seligenstadt und Markus Stockhausen.
● 28. Juni: “Das hohe Lied der Liebe”, Vertonungen von Palestrina, Praetorius und Monteverdi von der “Himmlischen Cantorey” im Rahmen des Festivals “RheinVokal”.
● 25. Juli: Konzert der siebenköpfigen Vokalgruppe “Groove for the Thought” (USA) im Rahmen der Mittelrhein-Musik-Momente.
Infos: www.innenrestaurierung-pfarrkirche-herschwiesen.de
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 25.03.2009
Neue Kinderbetreuung in den Osterferien entlastet Eltern
In Boppard können in diesem Jahr junge Menschen erstmals auch in der freien Zeit im Frühjahr in fachmännische Obhut gegeben werden
BOPPARD. Den Standort Boppard als familienfreundliche Stadt zu stärken, ist erklärtes Ziel des Bürgermeisters Dr. Walter Bersch. Einen wichtigen Schritt dafür unternimmt nun die Stadtverwaltung gemeinsam mit dem Kreisjugendamt Rhein-Hunsrück und der Jugendbegegnungsstätte Boppard, indem sie in den Osterferien eine Betreuungsaktion anbietet.
“Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für unsere moderne Gesellschaft unerlässlich. Ist sie nicht gewährleistet, so leiden in erster Linie die Kinder – und in zweiter Linie die Frauen, die nach wie vor trotz aller Gleichstellungsbemühungen den größten Teil der Familienarbeit tragen”, so der Bürgermeister.
Um die vorhandene Betreuungsstruktur zu optimieren und vor allem, um die Betreuungsmöglichkeiten auch in den schulfreien Zeiten aufrecht zu erhalten, erweitert die Stadt in diesem Jahr erstmals die Ferienbetreuungsangebote für Kinder und Jugendliche. Das soll vor allem berufstätigen Eltern entgegenkommen, die in der Regel nur sechs Wochen Urlaub im Jahr haben und daher nicht in jeder Ferienzeit uneingeschränkt für ihren Nachwuchs da sein können. Besonders Alleinerziehende haben es oft schwer, dann eine verlässliche Betreuung zu finden.
Doch in Boppard können Erziehungsberechtigte jetzt ihr Kind erstmals in den Osterferien für sechs Tage in fachmännische Obhut geben: werktags von Mittwoch, 1. April, bis Mittwoch, 8. April, jeweils von 10 bis 16 Uhr in den Räumen und auf dem Gelände der Fritz-Straßmann-Schule in Boppard. Sollten die Eltern wegen ihrer Arbeitszeiten eine Betreuung vor 10 Uhr benötigen, können sie diesen Bedarf anmelden.
Willkommen sind alle schulpflichtigen Kinder aus Boppard und seinen Ortsbezirken. Ein Busshuttleservice gewährleistet, dass auch Kinder nicht fernbleiben müssen, deren Eltern sie nicht bringen oder abholen können – allerdings nur nach vorheriger Anmeldung. Für Verpflegung ist auch gesorgt: Jeder Tag beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück. Für das Mittagessen wird ein Beitrag von 1 Euro erhoben.
Die Teilnehmer können vor Ort wählen zwischen Werk-, Bastel- und Theaterangeboten, Sportangeboten (auch im Schwimmbad) sowie erlebnispädagogischen und freien Spielen – oder sie können einfach entspannt “abhängen”.
Eltern sollten ihre Kinder für den erforderlichen Betreuungszeitraum im Vorfeld anmelden. Je nach freien Kapazitäten ist aber auch die Teilnahme ohne Anmeldung möglich. Dass bei dieser Aktion keine Teilnahmegebühren anfallen, ermöglicht die Unterstützung durch das Kreisjugendamt in Simmern.
Infos bei der Stadtverwaltung unter Telefon 06742/103 28.
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 26.03.2009
Bahnlärm stößt auf großes Echo
Die Bopparder Stadthalle war Schauplatz eines Bürgerforums – “Pro Rheintal” mobilisierte mehr als 300 Menschen
Bahnlärm – kein Thema am Mittelrhein bewegt die Menschen mehr. Aber keinem anderen Problem gegenüber fühlen sie sich so ohnmächtig ausgeliefert. Doch die Bürger werden selbstbewusster. Das Motto “Einigkeit macht stark” beginnt zu wirken.
MITTELRHEIN. Der Kampf gegen den Bahnlärm eint das Mittelrheintal. Die vom Bürgernetzwerk “Pro Rheintal” geforderte “Große Koalition” für ein ganzes Bündel von Maßnahmen gegen den ungeheuren Krach, der von Zügen ausgeht, macht sich an die Arbeit. Das Problem “Bahnlärm” ist bei den Menschen am Mittelrhein endgültig angekommen. Das bewies die Podiumsdiskussion in der Bopparder Stadthalle, an der mehr als 300 Bürger aus dem gesamten Welterbetal teilnahmen.
Gemeinsam gegen den Bahnlärm trommeln – dieses Anliegen von “Pro Rheintal” wurde zum Auftakt der Veranstaltung akustisch in Szene gesetzt. Die Bopparder Taiko-Trommler um Walter Honecker ließen es in kunstvoller fernöstlicher Manier ordentlich krachen.
Geißel der Gegenwart
Aber der Geräuschpegel, den die Trommler verursachten, liegt deutlich unter dem der Züge, führte Pro-Rheintal-Sprecher Frank Gross vor Augen. Er ließ keinen Zweifel daran, dass Bahnlärm die Geißel der Gegenwart im Welterbetal ist: Sie hemmt jegliche wirtschaftliche Entwicklung, sorgt für Entvölkerung, zerstört die Umwelt, vernichtet die kulturelle Identität und macht die Menschen krank. “Kein anderer Landstrich in Europa hat derartigen Bahnlärm zu ertragen”, sagte Gross. Im Interesse des Welterbes riet Horst Wadehn, Vorsitzender der Unesco-Welterbestätten Deutschland, zu gemeinsamen Aktionen gegen den Bahnlärm.
Jeder Ort benötige eine technische Lösung, meinte Gross. “Für jede Gemeinde muss ein eigenes Gutachten erstellt werden”, forderte Willi Pusch, Vorsitzender der Bürgerinitiative gegen Umweltschäden durch die Bahn.
Gross begrüßte die Zusage von Bahnchef Hartmut Mehdorn, konkrete Lärmschutzmaßnahmen zu prüfen. Noch in diesem Jahr sollen vier bis fünf Pilotprojekte auf den Weg gebracht werden, fordert Pro Rheintal.
Gross hält neue Lagerungen und Dämpfungen an den Schienen für kurzfristig machbar. Auch schienennahe Lärmschutzwände sind aus Sicht des Pro-Rheintal-Sprechers schnell umsetzbar. Über kurz oder lang werden Lärmschutzmaßnahmen nicht mehr greifen. Denn das Aufkommen des Güterverkehrs auf den zwei Bahnstrecken durchs Mittelrheintal soll sich bis 2015 verdoppeln. Das enge Tal ist zentraler Bestandteil des Bahnkorridors Rotterdam-Genua. Damit der Mittelrhein nicht zum Frachtkanal verkommt, müssen die Güterzüge raus aus dem Tal, sind sich alle Beteiligten einig.
“Es ist Aufgabe der Bundespolitik, das Nadelöhr Mittelrheintal zu beseitigen und einen Bypass zu legen”, brachte “Hausherr” Walter Bersch die Sache auf den Punkt. Den Bau einer neuen Bahntrasse, die sinnvollerweise durch Westerwald und Taunus verlaufen müsse, hält der Bopparder Bürgermeister allein schon aus volkswirtschaftlichen Gründen für dringend erforderlich.
Wolfgang Wendling
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 28.03.2009
“Energiequelle” macht Eindruck
Römertherme Boppard wird durch 25,5 Grad warmes Naturwasser gefüllt – Land gewährt Zuschuss von 2,6 Millionen Euro
Nullachtfünfzehn-Projekte sind out. Auf Alleinstellungsmerkmale kommt”s an. Das fordert das Land von der Stadt Boppard beim neuen Bad – und bekommt es prompt geliefert. Mainz sagt mit einer Millionengabe Danke.
BOPPARD. Das Land fördert mit 2,6 Millionen Euro den Bau der Bopparder “Römertherme”. Staatssekretär Roger Lewentz überreichte gestern Bürgermeister Walter Bersch den Bewilligungsbescheid.
Die 2,6 Millionen Euro sind ab sofort abrufbar. Da die Baugenehmigung aus Simmern täglich in Boppard erwartet wird, könnte es bald mit dem Neubau des 16-Millionen-Projektes losgehen. Doch bevor die Bagger anrollen, muss noch die Betriebsgesellschaft gegründet werden. In der GmbH wird Boppard mit einem Anteil von 51 Prozent Mehrheitsgesellschafter sein. Der private Partner – möglicherweise “Monte Mare” aus Rengsdorf – wird das eigentliche operative Geschäft übernehmen.
Das gesamte Vertragswerk zwischen privatem und kommunalem Partner muss noch durch den Stadtrat und bedarf der Genehmigung der Kreisverwaltung und des Landesrechnungshofes. Nach einer Bauzeit von 14 bis 16 Monaten kann dann die Römertherme in Betrieb gehen. Wann dies sein wird, weiß noch niemand genau.
Der Staatssekretär aus Kamp-Bornhofen zeigte sich davon überzeugt, dass die 2,6 Millionen in Boppard sehr gut angelegt sind. Durch diese öffentlich-private Partnerschaft werde ein fürs Mittelrheintal herausgehobenes Projekt geschaffen. Es diene den Bürgern und Touristen gleichermaßen. Der Rechtsrheiner Lewentz hob besonders den rheinübergreifenden Charakter der künftigen Bäder hervor. Da die Therme in Lahnstein geschlossen sei und die Therme in Bad Ems in elf Monaten dicht mache, fülle Boppard mit seinem Angebot eine Lücke aus. Das große Einzugsgebiet der Römertherme werde sich durch die Rheinbrücke noch verstärken, blickte Lewentz weit voraus. Aus Mainzer Sicht ist die künftige Bopparder Badelandschaft ein Musterprojekt. “Wir wollen Attraktivitätssteigerung, und wir wollen Energieeffizienz – beides ist hier gegeben”, brachte der Innenstaatssekretär seine Bewunderung zum Ausdruck.
Das außergewöhnlich hohe Maß an Energieeffizienz ist dem Bohren zu verdanken. Die neuesten Planungen lauten, dass aus dem erschlossenen Brunnen 25,5 Grad warmes Wasser in einer Menge von neun Kubikmeter in der Stunde in die Schwimmbecken fließen kann.
“Wir haben eine richtige Energiequelle”, schwärmt Bersch vom Bohrerfolg. Mehr als 155 000 Liter Heizöl ließen sich durch das warme Quellwasser einsparen.
Bei dem Buchenauer Wasser handelt es sich laut chemischer Analyse um einen Natriumhydrogenkarbonat-Säuerling. Wegen des Eisen/Mangan-Gehaltes und des ermittelten Schwefelwasserstoffes muss das Wasser aufbereitet werden, bevor es die Bäder füllt.
Wolfgang Wendling
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 31.03.2009
Kulturfestival schlug richtig ein
Boppard: 3300 Besucher kamen zu den Theaterwochenenden und dem Konzert der Villa Musica – Erwartungen übertroffen
So muss es gewesen sein bei Romeo und Julia: Liebe auf den ersten Blick erfuhr das erste Kulturfestival in Boppard. 3300 Besucher ließen sich bei den sieben Theaterabenden und einem Konzert blicken – ein Start, der alle Erwartungen bei Weitem übertraf.
BOPPARD. Mehr als zufrieden sein kann Boppards Bürgermeister Dr. Walter Bersch. Das von ihm und Hallenmanager Peter Korneli konzipierte Kulturfestival hat sich als großer Wurf erwiesen. 3300 Besucher bei sieben Theateraufführungen und einem Konzert der Villa Musica in der neuen Stadthalle: Das muss selbst die größten Skeptiker verstummen lassen.
Bersch bei einer ersten Bilanz des von der Rhein-Hunsrück-Zeitung als Medienpartner begleiteten und von zahlreichen Sponsoren geförderten Projekts: “Unser Konzept ist aufgegangen. Da sieht man sich bestätigt.”
Als richtig erwies sich der Ansatz, Theater geballt an den Wochenenden zu bieten. Zum Auftakt mit Dürrenmatts “Besuch der alten Dame” strömten 600 Besucher in die Stadthalle, und in der Beliebtheitsskala gleich dahinter rangiert der immer junge Altmeister William Shakespeare mit dem Dauerbrenner “Romeo und Julia” zum Finale der ersten Spielzeit (550 Zuschauer). Auch das Konzert der Villa Musica hat mit 320 Zuhörern eine bislang in Boppard nicht gekannte Resonanz erfahren.
Nicht nur Bopparder konnten ihre Liebe zum Qualitäts-Theater ausleben, auch zahlreiche Bühnenfreunde aus dem weiten Umkreis entdeckten die neue Spielstätte am Mittelrhein.
Bewusst setzten die Organisatoren des Festivals bei der Auswahl der Dramen auf bewährte Stücke aus dem Schulkanon. Das zeigte Resonanz: Nicht nur junge Leute aus Boppard, sondern auch Schüler aus dem weiteren Umfeld, von Gymnasien, Regional- und Berufsschulen, erlebten den Unterrichtsstoff “live” auf der Bühne.
Bersch, der sich bei der Stückauswahl auch einem pädagogischen Auftrag verpflichtet sieht: “Anspruchsvolles Theater in Boppard kommt an.”
Neuerungen wird es zur zweiten Spielzeit im Herbst geben: Dann wird, vielfachem Wunsch entsprechend, ein auch preislich differenzierten Platzkarten-System eingeführt. Auf ein Sommer-Spektakel kann Bürgermeister Bersch getrost verzichten: Mit den Mittelrhein Musik Momenten und RheinVokal sieht er die Programm-Plätze bestens belegt: “Wir wollen uns nicht verzetteln.”
Ernst-Peter Strauch
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 01.04.2009
“Stadtteilzentrum” auf dem Weg
Schnelle Antwort auf OVG-Urteil: Bopparder Stadtrat stimmte dem Entwurf des neuen Bebauungsplanes für Buchholz zu
Der Bebauungsplan ist tot – es lebe der Bebauungsplan. Getreu diesem Motto verfährt die Stadt Boppard beim geplanten Geschäftszentrum in Buchholz. Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Rheinland-Pfalz hat den Bebauungsplan “Hinter dem Hohenroth/B 327″ vorläufig außer Vollzug gesetzt. Deshalb soll rasch ein neuer Bebauungsplan her.
BOPPARD. Den Weg für das künftige “Stadtteilzentrum Buchholz” hat jetzt der Bopparder Stadtrat geebnet. Einstimmig bejahten die Ratsmitglieder am Montagabend die vorgelegten Pläne.
Damit hat die Stadt Boppard eine rasche Antwort auf die einstweilige Anordnung des OVG gegeben. Das Gericht in Koblenz hatte die Pläne für ein Geschäftszentrum im Buchholzer “Hohenroth” bis zur Entscheidung im Hauptsacheverfahren gestoppt. Doch darauf wollte die Stadt Boppard nicht warten.
Mit dem neuen Bebauungsplan “Stadtteilzentrum Buchholz” setzt die Stadt Boppard auch das Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes vom 3. April 2008 um und verzichtet – anders als der bisherige Bebauungsplan – auf Obergrenzen und Sortimentsfestlegungen.
Der neue Plan ersetzt teilweise die Bebauungspläne “Hohenroth” und “Buchholz-Mitte” und berücksichtigt die Vorgaben des am 25. November 2008 in Kraft getretenen Landesentwicklungsprogrammes (LEP IV). Dort ist erstmals von einem “Stadtteilzentrum” die Rede. Unter Berufung auf LEP IV hat die SGD Nord in einem Schreiben an die unteren Landesplanungsbehörden – also die Kreisverwaltungen – deutlich gemacht, dass Gemeinden, die großflächigen Einzelhandel ansiedeln möchten, ein Einzelhandelsgutachten in Auftrag geben sollen. “Es ist sinnvoll, festzulegen, wo künftig ein Zentrum oder ein integrierter Bereich entstehen soll”, sagte ein Sprecher der SGD Nord auf Anfrage unserer Zeitung. “Durch ein solches Gutachten ist bessere Transparenz gegeben.” Ein Einzelhandelsgutachten ist in der Gemeinde Emmelshausen bereits in der Mache. Auch die Stadt Boppard nimmt sich den Rat der SGD Nord zu Herzen und beauftragt ein Planungsbüro mit der Anfertigung eines Einzelhandelsgutachtens für die Gesamtstadt Boppard. Die Regionalplanung werde dabei frühzeitig eingebunden.
Da auch LEP IV das Nichtbeeinträchtigungsgebot verlangt, muss das Einzelhandelskonzept die Auswirkungen auf die Nachbarkommunen darstellen. Bürgermeister Walter Bersch ist sich sicher, dass das Gutachten zum Ergebnis kommt, Emmelshausen werde durch das Buchholzer Geschäftszentrum nicht beeinträchtigt. Bersch: “Es ist nicht davon auszugehen, dass Emmelshausener in Buchholz einkaufen.” Denn drei Märkte – Tedi, Kick und Penny – sind schon in Emmelshausen vorhanden. Und der Edeka-Supermarkt, der jetzt 845 Quadratmeter umfasst, soll am neuen Standort auf 1350 Quadratmeter expandieren. “Der Rewe XXL-Markt in Emmelshausen hat 2000 Quadratmeter Verkaufsfläche”, sieht Bersch auch im Bereich Vollsortimenter keine Konkurrenz für den Nachbarn. Bersch machte gegenüber dem Stadtrat deutlich, dass Boppard als monozentrales Mittelzentrum – übrigens das einzige im Kreis und neben Bingen das einzige im Welterbetal – einen besonderen Stellenwert einnimmt.
Ein Gespräch mit Vertretern der VG und Ortsgemeinde Emmelshausen habe zu keinem greifbaren Ergebnis geführt. Die von Emmelshausener Seite verlangte Beschränkung auf 2000 Quadratmeter Verkaufsfläche in Buchholz nannte Bersch “wirklichkeitsfremd”.
Noch vor den Sommerferien soll das “Stadtteilzentrum” Planreife erlangen. Im Sommer könnten dann die Bagger anrollen. Vor Ostern 2010 könnten die Geschäfte öffnen.
Wolfgang Wendling
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 02.04.2009
Buchholzer Kreisel ist Ende Mai fertig
Leiter des Landesbetriebes Mobilität glaubt an eine zügige Fertigstellung der Baustelle an der Hunsrückhöhenstraße – Unesco-Logo im Inneren
Der Kreisverkehr an der Hunsrückhöhenstraße bei Buchholz ist noch im Bau. Informationen zum Baufortschritt gab es jetzt aus erster Hand vom Leiter des Landesbetriebes Mobilität Bad Kreuznach, Norbert Olk, und der bauausführenden Thomas-Gruppe aus Kirchberg.
BOPPARD. Die größte Baustelle im Bereich der Stadt Boppard verschlingt einschließlich der städtischen Investitionen rund zwei Millionen Euro. Den Kreuzungsbereich der Hunsrückhöhenstraße (B 327), der Buchholzer Straße (L 210) und der Rhein-Mosel-Straße (K 119) passierten vor dem Baubeginn des geplanten Kreisverkehrs rund 19 000 Fahrzeuge. “Zukünftig werden wir alle eine Runde im Kreisel drehen”, so Bürgermeister Dr. Walter Bersch bei einem Ortstermin.
Der Leiter des Landesbetriebes Mobilität (LBM) Bad Kreuznach, Norbert Olk, setzte den Gerüchten um den Kreisel bei Buchholz ein Ende: “Der Baustopp hat nichts mit Planungsfehlern zu tun.” Der frühe Wintereinbruch habe den Landesbetrieb zwar überrascht, so Olk, aber: “Zwei Drittel sind fertig, und bei 90 Schlechtwettertagen und 80 Bautagen liegen wir ganz gut in der Zeit. In sechs bis acht Wochen sind wir hier fertig. Ende Mai wird der Kreisverkehrsplatz seine Funktion übernehmen.” Durch die schnelle Bereitstellung der Gelder und die Erschließung des Stadtteilzentrums wurde noch 2008 mit dem Bau begonnen, obwohl der Kreisel in Buchholz zunächst auf der Prioritätenliste keine vordere Position einnahm. “Vor fünf Jahren hat noch niemand gewusst, dass der Kreisel realisiert wird. In den Jahren 2007/2008 wurde das notwendige Baurecht geschaffen,” so Olk und Bersch.
Schwarzdecke, Markierung, Bordsteine und Pflasterarbeiten werden in den kommenden Wochen noch fertiggestellt. Eine eingeschränkte Freigabe, so Olk, werde es nicht geben. Man wolle mit Hochdruck, auch samstags und sonntags, an der Fertigstellung arbeiten. Die Innengestaltung mit dem Unesco-Logo aus gebürstetem Stahl wird in der Lehrwerkstatt der Bomag gefertigt. Lediglich die Materialkosten muss die Stadt übernehmen. Eine Gabionenwand (Steinkörbe) wird aufgeschichtet. Die Bepflanzung des Beetes im Innern wird in den Farben Blau und Weiß erfolgen.
Buchholz wird in den nächsten zwölf Monaten mit weiteren Baustellen rechnen müssen. Nach Fertigstellung der Verlängerung der Casinostraße (die RHZ berichtete) werden die beiden Minikreisel am Heidepark gebaut. Dann erfolgt die Erschließung des Neubaugebietes “Herrenstücke”, die ein Jahr dauern wird. Suzanne Breitbach
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 04.04.2009
Mehr Bandbreite für Boppards Bürger
Vertragsabschluss zwischen der Stadt und der Telekom – Bis 2010 soll die Versorgung mit schnellem Internetanschluss überall verbessert werden
Die Deutsche Telekom schließt mit der Stadt Boppard eine Kooperationsvereinbarung zum DSL-Ausbau ab. Alle Ortsbezirke der Stadt sollen innerhalb der nächsten zwölf Monate besser versorgt werden.
BOPPARD. Bis März 2010 werden sieben weitere Ortsbezirke mit schnellen Internetanschlüssen versorgt. Eine gute Nachricht für die Bopparder, denen künftig Bandbreiten von 6 bis 16 Megabit pro Sekunde zur Verfügung stehen sollen.
In einer Kooperationsvereinbarung hat die Stadt jetzt mit der Deutschen Telekom festgelegt, bis März 2010 sieben weitere Ortsteile per Glasfaser mit schnellen DSL-Anschlüssen zu versorgen. Damit wird die 75 Quadratkilometer große und 16 300 Einwohner zählende Stadt vollständig mit schnellem Breitband versorgt sein. Die Stadt Boppard übernimmt mit 153 000 Euro einen Teil der Investitionssumme, womit der Ausbau für die Telekom rentabel wird.
20 Kilometer Glasfaserkabel wird in den kommenden Monaten entlang der Hauptlinien in den einzelnen Ortsbezirken verlegt. Unberührt bleiben größtenteils die Straßenzüge in den Ortsbezirken. Als erste weitere DSL-Nutzer werden Udenhausen, Pfaffenheck und Herschwiesen versorgt. Besitzer noch nicht verkaufter Bauplätze können mit einer rund fünfprozentigen Wertsteigerung durch den DSL-Anschluss rechnen.
“Der Zuschuss der Stadt bezieht sich nur auf die kleineren, unterversorgten Ortsbezirke, in denen es auch kein alternatives Angebot gibt. Ein Großteil des städtischen Zuschusses wird wiederum aus Landes- und Bundesmitteln abgedeckt. Kleinere Ortsbezirke werden an das kabelgebundene DSL-Netz vollständig angeschlossen. Das nutzt unserer Wirtschaft und den Bürgern gleichermaßen”, erklärte Stadtchef Dr. Walter Bersch bei der Unterzeichnung der Verträge.
“Unser Ziel ist es, möglichst vielen Boppardern einen schnellen Internetzugang zu bieten”, so George Stephen McKinney. Der Pressesprecher der Deutschen Telekom Region West ergänzt: “Ein Kilometer Glasfaserkabel mit Tiefbau kostet bis zu 50 000 Euro. Die Telekom setzt auch neue Techniken ein, um die Breitbandanbindung günstiger zu machen. Ortsnetze können auch über Richtfunk angebunden werden, wodurch die Tiefbaukosten eingespart werden können. Wir bringen also alle Menschen in Deutschland ins schnelle Internet.” Suzanne Breitbach
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 04.04.2009
28 275 Euro für Boppard
BOPPARD. Die Bundesregierung fördert die Stadt Boppard, um ein Teilkonzept zum Klimaschutz für 25 städtische Gebäude wie Schulen, Kindergärten und Mehrzweckgebäude zu erstellen. Zudem kommt die gesamte Straßenbeleuchtung auf den Prüfstand. Dafür gibt”s einen Zuschuss in Höhe von 28 275 Euro. Diese Mitteilung erhielt Bürgermeister Dr. Walter Bersch jetzt vom Berliner Umweltministerium. Mit dem Klimaschutzkonzept wird eine detaillierte Entscheidungsgrundlage vorgelegt, um später ein Investitionsprogramm aufzustellen. Darin werden Sanierungen empfohlen werden, die mittel- und langfristig Kosten sparen sollen. Im Rahmen der aktuellen Klimaschutzinitiative unterstützt die Stadt Boppard somit das Ziel der Bundesregierung, klimaschädliche Treibhausgase und Kohlendioxid-Emissionen bis zum Jahr 2020 um bis zu 40 Prozent unter das Niveau von 1990 abzusenken.
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 08.04.2009
Bopparder Villa ist mit im Paket
Konjunkturprogramm: “Belgrano” wird für 3,2 Millionen Euro zu einem Tagungszentrum ausgebaut – Kreis ist ganz gut bedient
In 14 Schulen, fünf Kindergärten, einigen Hallenbädern, Feuerwehr- und Gemeindehäusern im Rhein-Hunsrück-Kreis haben die Handwerker bald jede Menge Arbeit. Bezahlt werden sie von Bund, Land und Kommunen mit dem Auftrag, die Gebäude auf Vordermann zu bringen und das Bruttosozialprodukt zu steigern.
RHEIN-HUNSRÜCK. Der Gemeinde- und Städtebund will die Villa Belgrano in Boppard für 3,2 Millionen Euro vom Stiftungsklinikum Mittelrhein erwerben und zu einem Seminarhaus umbauen. Das ist die große Überraschung bei der Verteilung der Fördergelder aus dem Konjunkturpaket im Rhein-Hunsrück-Kreis. Insgesamt soll kreisweit mit Projekten in einer Größenordnung von 13,2 Millionen Euro die Wirtschaft angekurbelt werden.
Mit einem Volumen von 6,8 Millionen Euro gehen mehr als die Hälfte der Investitionen in der Stadt Boppard über die Bühne. Hinter der Villa Belgrano ist die Sanierung der Berufsbildende Schule Boppard mit 1,7 Millionen Euro kreisweit das zweitgrößte Projekt. Der Kreis ist mit seinen Vorschlägen ganz gut weggekommen. Alle fünf Kindergärten, die auf der Prioritätenliste stehen, kommen tatsächlich zum Zuge. Auch die vom Kreisausschuss als vordringlich eingestuften Schulen werden allesamt mit Geld aus dem Konjunkturprogramm saniert oder erweitert.
Wie hoch die Finanzspritze von Bund und Land letztlich sein wird, steht noch nicht fest. Die exakten Eigenanteile der jeweiligen kommunalen Projektträger müssen noch im Detail ermittelt werden.
Die frohe Kunde aus Mainz empfindet der Bopparder Bürgermeister als vorösterliches Geschenk. Glanzstück des Konjunkturpaketes ist in seinen Augen der Ausbau der Villa Belgrano zu einem Tagungszentrum. Projektträger ist der Gemeinde- und Städtebund. Nach Berschs Kenntnis werden sich Landkreistag und Städtetag am Projekt beteiligen. Damit können Kommunalakademie Rheinland-Pfalz und weitere Institutionen der kommunalen Spitzenverbände im Land in Boppard ihren Sitz nehmen.
Bersch selbst habe Ende Januar Innenminister Karl Peter Bruch das Belgrano-Projekt schmackhaft gemacht, teilte er mit. Die 1890 gebaute Villa war die letzte Bastion des Kaltwasser-Heilbades Boppard. Seit etwa 15 Jahren wird sie nicht mehr genutzt. Der Kreis stellte sie 2000 unter Denkmalschutz. Ein Jahr später hat das Stiftungsklinikum Mittelrhein das Anwesen erworben. Wolfgang Wendling
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Dienstag, 14. April 2009:
Weg frei für Flurbereinigung
Boppard: Beschlüsse für Bodenordnungsverfahren werden angeordnet
BOPPARD. Der Flurbereinigung in Boppard steht nichts mehr im Wege. In der zweiten Jahreshälfte werden die Beschlüsse für die Bodenordnungsverfahren angeordnet. Das teilte Staatssekretär Siegfried Englert aus dem Mainzer Wirtschaftsministerium jetzt Bürgermeister Walter Bersch mit. Das Ministerium habe entschieden, die Verfahren Boppard-Eisenbolz-Hintere Dick und Bad Salzig-Weiler auf den Weg zu bringen. “Damit können für weite Teile des Bopparder Stadtgebietes wichtige Vorhaben zur Erhaltung der Kulturlandschaft im Unesco-Welterbegebiet Oberes Mittelrheintal in Gang gesetzt werden”, so Englert. Der Flächenerwerb für die Stadt Boppard werde unterstützt, indem die Verzichtserklärungen entgegengenommen und Verfügungsverbote zugunsten der Stadt Boppard eingetragen werden könnten. In späteren Neueinteilungen werde so eine asphaltfreie Streckenführung des Rhein-Burgen-Wanderweges zwischen Weiler und Boppard erleichtert, womit eine wichtige Voraussetzung zur Zertifizierung des Wanderweges auf der linken Rheinseite erfüllt sei. “Der Kurort Bad Salzig wird besonders aufgewertet werden, da Streuobstwiesen und Kirschenhaine wieder gepflegt und die Baumbestände verjüngt werden können”, so Englert.
In einer gemeinsamen Anstrengung des Landes und der Kommune könne man so die Entwicklung von Bad Salzig, Boppard und Weiler sichern. Die Landesregierung setze damit den Weg fort, das Weltkulturerbe attraktiver zu machen.
Nachdem die Flurbereinigung im Niederkirchspiel zu Ende gehe, in Hirzenach eingeleitet sei und die Einleitung des Verfahrens “Vorderer Hamm” in den nächsten Wochen erfolge, werde das Stadtgebiet enorm aufgewertet, erklärte Bersch.
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Montag, 27. April 2009:
Neuer Bauhof ist in Betrieb
Stützpunkt Boppard-Buchholz wird eingeweiht – Kosten von 1,34 Millionen Euro – Bersch zufrieden
Als Quantensprung zu den bisherigen Räumlichkeiten in der Ohlenfelderstraße bezeichnet Boppards Bürgermeister Walter Bersch den neuen Bauhofstützpunkt Boppard-Buchholz, der jetzt eingeweiht wurde.
BOPPARD. Nach jahrelangen Bemühungen konnte am vergangenen Wochenende der Bauhofstützpunkt Boppard-Buchholz offiziell in Betrieb genommen werden. Im Rahmen einer kleinen Feierstunde verwies Bürgermeister Dr. Walter Bersch auf die lange Geschichte des neuen Bauhofes.
Immer wieder wurde in den ehemaligen Räumlichkeiten in der Ohlenfeldstraße gegen die Arbeitsstättenrichtlinien verstoßen. Berufsgenossenschaft und Unfallkasse bemängelten die Situation dort. Auch die Forstwirte der Stadt Boppard waren auf ein Provisorium, einen Bauwagen, unweit des Bahnhofes Buchholz angewiesen. “Nach dem Umzug des Bauhofes Boppard-Buchenau nach Bad Salzig wurde schnell klar, dass die neue Fläche in Bad Salzig zu klein dimensioniert war. Mit dem zweiten Bauhofstützpunkt in Buchholz, der zu 100 Prozent auf Bopparder Gemarkung liegt, steht mehr Fläche zur Verfügung,” so der Bürgermeister.
6500 Quadratmeter groß ist das Areal in Bad Salzig, 9000 Quadratmeter bietet die neue Buchholzer Fläche, die zwischenzeitlich eingezäunt und mit einer Weißdornhecke bepflanzt wurde. Die Funktionsfläche in Bad Salzig ist mit 1500 Quadratmetern etwas größer, aber die Buchholzer Lagerfläche mit Schüttgutboxen im Außenbereich beugt mehr Materialschwund vor, als die bisherigen Freiflächen, die als Außenlager genutzt wurden. Befestige Vorfläche, Waschplatz und viele andere Dinge bieten ab sofort gute Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter des Bauhofes.
Aber auch die Basisstation von “Landesforsten” hat hier eine neue Heimat und Anlaufstelle gefunden. Ob als Lagerfläche, für Instandsetzungsarbeiten von Maschinen oder eine Dusche nach getaner Arbeit – all das war bislang für die Bauhofmitarbeiter und Forstwirte keine Selbstverständlichkeit. Selbst für Schulungs- und Dienstbesprechungen bietet der Bauhofstützpunkt Buchholz ausreichende Flächen.
1,34 Millionen Euro teuer war das Vorzeigeprojekt, das verkehrsgünstig am Eingang der Stadt Boppard und dem neuen Kreisverkehrsplatz am Eingang des Niederkirchspiels gelegen ist. Mit 880 000 Euro ist der Kostenrahmen für das Gebäude eingehalten worden. Mit 400 000 Euro schlug die Gestaltung der Außenanlage zu Buche. Durch die verkehrsgünstige Lage entfallen in Zukunft lästige Zusatzfahrten der Beschäftigten. “Mit dem neuen Bauhofstützpunkt haben wir die gesetzliche Verpflichtung endlich im Rahmen der Fürsorgepflicht erfüllt”, so Walter Bersch. Als Quantensprung zur Ohlenfeldstraße bezeichnete er das Bauwerk. “Für den Bürgerdienst sind wir nun bestens aufgestellt.”
Suzanne Breitbach
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Donnerstag, 7. Mai 2009
Kein Veto gegen Großprojekte
Stadt Boppard will trotz der Finanzkrise am Bau der Römertherme und der Tiefgarage festhalten
Boppard in der Finanzkrise. Obwohl niemand einschätzen kann, wie die nächsten Jahre aussehen, geht das politische Leben in der Stadt weiter.
BOPPARD. Trotz großer Finanznot und verhängter Haushaltssperre (wir berichteten gestern) erstarrt Boppard nicht in Untätigkeit. Großprojekte wie Tiefgarage und Schwimmbad sollen wie geplant über die Bühne gehen. Auch verabschiedet sich die Stadt nicht von allen freiwilligen Leistungen, die keinen Gewinn abwerfen. Außerdem dreht die Stadt nicht an der Steuerschraube. “Wir zeichnen uns durch niedrige Hebesätze aus”, sagte Bürgermeister Walter Bersch bei der Stadtratssitzung.
Die Stadtbücherei macht ein Minus von 140 000 Euro im Jahr, das Museum benötigt 142 000 Euro, um kostendeckend zu arbeiten. Beide Einrichtungen stehen nicht zur Disposition. Auch die Dorfgemeinschaftshäuser und der Friedhof stecken in den roten Zahlen.
Der Bau der Römertherme soll noch in diesem Jahr beginnen. Die Erschließung der Thermalquelle liegt in den letzten Zügen. Baubegleitend kann die Stadt auf die Mainzer Finanzspritze von 2,6 Millionen Euro zurückgreifen. Das letzte Wort über die Römertherme hat der neue Stadtrat. Bis dahin dürfte auch der private Mitgesellschafter ermittelt sein. Mit zwei renommierten Unternehmen werde derzeit verhandelt, teilte Bersch mit. Der Bürgermeister führte nochmals die Notwendigkeit eines neues Schwimmbades vor Augen. Die beiden veralteten Bäder hätten im vorigen Jahr ohne kalkulatorische Kosten 470 000 Euro Minus gemacht. Da dank der Thermalquelle 190 000 Liter Heizöl im Jahr eingespart würden, könne die Römertherme wirtschaftlich betrieben werden. Der städtische Zuschuss für die Römertherme einschließlich des Schuldendienstes werde deutlich unter dem derzeitigen Defizit der Bäder liegen, meinte Bersch.
Das Vier-Millionen-Euro-Projekt Tiefgarage steht ebenfalls nicht zur Disposition. Das Stiftungsklinikum will in den nächsten Jahren rund 15 Millionen Euro ins Bopparder Krankenhaus investieren. Bersch: “Da müssen wir zeitgleich die Tiefgarage bauen.”
Dass auf den neuen Stadtrat wegen der desolaten Finanzlage eine Menge Arbeit zukommt, stand bei der Sitzung am Montag außer Frage. “Aber der neue Stadtrat hat wegen der vielen Verpflichtungsermächtigungen gar keinen Spielraum mehr”, monierte CDU-Fraktionssprecher Ludwig Höffling. Sein Parteifreund Adolf Meinung regte an, endlich Perspektiven zu entwickeln. Er mache sich große Sorgen um die Zukunft. “Wir hätten rechtzeitig Vorsorge treffen müssen”, ergänzte Wolfgang Spitz (CDU). Für Klaus Brager (Grüne) trägt der Stadtrat einen Großteil der Schuld an der Misere. Er habe die vorgelegten Haushaltspläne schließlich all die Jahre verabschiedet. Jürgen Schneider (FWG) machte dem Bürgermeister den Vorwurf, nicht rechtzeitig die Weichen für 2009 gestellt zu haben. “Die Misere war absehbar und ist nicht primär auf Einnahmeausfälle zurückzuführen.” Jürgen Mohr (BfB) gab dem Bürgermeister Rückendeckung: “Es fehlen neun Millionen Euro – neun Millionen Euro Steuereinnahmen sind weggebrochen. Jetzt ist es wichtig, zu investieren.” Wolfgang Wendling
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Dienstag, 12. Mai 2009
“Tafelgarten” feiert Premiere im Kreis
Nach Leipziger Vorbild wird bald in Boppard Obst und Gemüse für Bedürftige geerntet – Firma Best stellt das Personal
Seit zwei Jahren gibt es in den Leipziger Kleingartenanlagen die sogenannten Tafelgärten. Auf 79 Parzellen wächst Obst und Gemüse, das der Leipziger Tafel zur Verfügung gestellt wird, um es an bedürftige Menschen zu verteilen. Dieses Modell wird jetzt auch im Rhein-Hunsrück-Kreis umgesetzt.
RHEIN-HUNSRÜCK. In Boppard entsteht der erste “Tafelgarten” weit und breit. In der Gemarkung “Auf Kasseling”, wo das Unesco-Welterbe Höhenluft schnuppert, wird künftig Obst und Gemüse geerntet, das den sechs Tafeln im Kreis zugute kommt.
Eigenes Obst und Gemüse anbauen, ernten und den Kunden der Tafel zur Verfügung stellen – seitdem es schwieriger geworden ist, bei den Supermärkten frische Waren zu ordern, ist Ludwig Geissbauer, Vorsitzender der Rhein-Hunsrück-Tafel, von dieser Idee angetan.
Anfang des Jahres wandte er sich an die Arge Rhein-Hunsrück. Er fragte nach, ob nicht auch hierzulande Ein-Euro-Jobber Streuobstwiesen oder brachliegende Ackerflächen bewirtschaften und den Ertrag den Ausgabestellen der Tafel überlassen könnten. Geissbauer hatte bei seinem Besuch in Leipzig das Projekt “Tafelgarten” persönlich in Augenschein nehmen können und war davon begeistert.
“Wir fanden die Idee von Beginn an ganz toll und haben uns bereit erklärt, das Ganze zu unterstützen”, sagte Arge-Chef Andreas Lemens bei der Eröffnung des Projektes “Tafelgärten” auf dem Bopparder “Kasseling”. Sein Stellvertreter Hans-Jürgen Grabe hatte den Kontakt zum Integrationsunternehmen Best der Stiftung Bethesda-St. Martin geknüpft. Schon jetzt stellt Best im Auftrag der Arge und mit finanzieller Unterstützung des Europäischen Sozialfonds zwölf Mitarbeiter, die Wiesen mähen, Dornbüsche entfernen, Obstbäume schneiden und den Baumschnitt entsorgen. Später werden sie dann auch das Obst und Gemüse ernten. Der Großteil des Obstes wandert ohne Umwege in die Ausgabestellen der Tafel. Ein Teil der Äpfel wird in der Bopparder Rheinwerkstatt der Stiftung Bethesda zu Apfelsaft veredelt, der das Angebot der Tafel bereichert.
Die Wiesen mit den Obstplantagen gehören der Stadt. 15 Hektar städtisches Areal hat die Nebenerwerbslandwirtin Isabell von Grapow gepachtet. Sie hat ihr Einverständnis erklärt, dass die Best-Mitarbeiter brachliegende Flächen für die Tafel bewirtschaften.
Werner Bleidt, Geschäftsführer von Best, sprach von einem “wunderbaren Projekt”. Zum einen fänden “Menschen, die nicht so ganz leistungsfähig sind, eine sinnvolle Beschäftigung”. Und es profitierten von dem Tafelgarten Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen.
Auch Bürgermeister Walter Bersch unterstützt das Projekt wegen jenes doppelten Nutzeffektes. Er führt zusätzlich noch das Argument ins Feld, dass die Tafelgärten das Welterbe aufwerteten. Schließlich habe die Unesco allen Beteiligten aufgetragen, die Kulturlandschaft Mittelrhein zu erhalten und auszubauen. “Da ist es gut, dass die Flächen bewirtschaftet werden.”
Unterdessen ist auf Kasseling auch ein Acker entstanden. Rudolf Stumm, der das Projekt ehrenamtlich unterstützt, hat eine Wiese umgepflügt. Dort wachsen jetzt Kartoffeln und Bohnen. Damit ist der Anfang gemacht. Geissbauer hofft nun, dass die Tafelgärten im Kreis auf fruchtbare Resonanz treffen – zum Nutzen der Bedürftigen.
Wolfgang Wendling
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Montag, 18. Mai 2009
SG Boppard duscht künftig in Grün-Weiß
Bomag-Stadion in Buchenau ist für insgesamt 860 000 Euro generalsaniert worden – Umkleideräume sind jetzt wieder auf der Höhe der Zeit
Großer Bahnhof am Sonntagmittag im Bomag-Stadion in Boppard-Buchenau: Nach der Generalsanierung des Umkleide- und Sanitärgebäudes in den vergangenen Monaten wurde es nun offiziell seiner Bestimmung übergeben.
BUCHENAU. Das Bomag-Stadion ist jetzt wieder auf dem neuesten Stand der Technik. Die Sportstätte präsentiert sich nach der Sanierung moderner und wesentlich zweckmäßiger. Auch das Umkleide- und Sanitärgebäude im Bopparder Stadtteil Buchenau befindet sich wieder auf der Höhe der Zeit.
Bürgermeister Walter Bersch ließ bei der Eröffnung noch mal die Geschichte des Stadions Revue passieren. Im ersten Abschnitt wurde auf 8000 Quadratmetern Naturrasen verlegt. Anschließend erhielt der Kunstrasenplatz seinen Belag. Es folgten eine neue Laufbahn für die Leichtathleten und ein Basketballspielfeld. Der Mainzer Staatssekretär Roger Lewentz persönlich überbrachte im Sommer 2007 den Förderbescheid für den dritten Bauabschnitt.
Damit war der Weg frei für die Sanierung des Umkleidegebäudes, die mit vielen technischen Änderungen einherging – etwa in den Duschräumen, die in den Vereinsfarben grün-weiß gefliest wurden. Zudem gibt”s neuerdings mehr Tageslicht, neue Lüftungsmöglichkeiten, mehr Platz zum Umziehen und komplett neue Duschen. Separate Toiletten stehen den Sportlern ab sofort vor und nach dem Training zur Verfügung. Das Architekten-Ehepaar Tom und Sabine Naujack war dabei bemüht, den Zuschnitt der Räume zu optimieren. Sie steckten viel Herzblut in den Umbau. Im oberen Stockwerk können jetzt etwa Mannschaftsschulungen abgehalten werden. Auch der Schiedsrichter und die beiden Linienrichter finden nun ausreichend Platz, um sich umzuziehen, zu duschen und die notwendigen Schreibarbeiten zu erledigen.
Ein Funktionspavillon zwischen Kunstrasen- und Naturrasenfläche ermöglicht es, Taschen abzulegen. Und wer auf dem Platz plötzlich ein dringendes Bedürfnis verspürt, muss jetzt nicht mehr den weiten Weg bis zur Umkleide-Kabine zurücklegen.
860 000 Euro hat die Generalüberholung des Gebäudes gekostet – 196 000 Euro steuerte das Land bei. Bis Tribüne und Hof dran kommen, wird es aber wohl noch etwas dauern. Denn die Kassenlage der Stadt Boppard sei momentan angespannt, so Bersch. Die Arbeiten sollen aber zu gegebener Zeit nachgeholt werden. Suzanne Breitbach
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Freitag, 22. Mai 2009
Senioren auf dem Rhein
Boppard: Die Bopparder Seniorenausflüge waren rundum gelungen. 750 Bürger aus allen Ortsbezirken unternehmen mit Bürgermeister Walter Bersch und den Ortsvorstehern eine Schiffsfahrt zum Deutschen Eck und zurück. In Boppard angekommen, gab es in der Stadthalle ein rustikales Abendessen bei Bier und gutem Bopparder Wein. Es sei immer wieder ein Erlebnis, mit den Senioren einen Tag zu verbringen, begrüßte Bürgermeister Bersch die Teilnehmer auf dem Schiff “Rheinfels”.
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Mittwoch, 27. Mai 2009
19 000 strömten in die Stadthalle
Außerordentliche Halbjahresbilanz in Boppard – Das neue Programm
BOPPARD. Die Stadthalle Boppard hat sich bereits in der ersten Saison zum Publikumsmagnet entwickelt. Im ersten Halbjahr des Hallenbetriebes wurden 75 Veranstaltungen durchgeführt, zu denen 19 000 Gäste die Halle besuchten.
“Der Erfolg der ersten Monate zeigt, wie wichtig und richtig es war, die Stadthalle zu bauen. Die Besucher sind begeistert von der Architektur, dem Programmangebot und vor allem der Lage der Stadthalle im Herzen von Boppard”, so Bürgermeister Dr. Walter Bersch. Das Programm für die nächste Saison steht bereits:
Neben Seminaren und Tagungen, die von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen werden, wird vor allem das Angebot im Bereich Kabarett und Comedy ausgeweitet. Hallenmanager Peter Korneli: “Mit Roman Chorman (“De Pälzer”), Konrad Beikircher, Maddin Schneider und dem hessischen Comedy-Duo Mundstuhl haben wir für die nächste Saison überregional bekannte Künstler verpflichtet. ”
Zudem wird die Zusammenarbeit mit dem Koblenzer Café Hahn fortgeführt. Die erste Veranstaltung von “Café Hahn on Tour” mit den Koblenzer Comedians “Willi und Ernst” war ein voller Erfolg. Das Haus bestand die Nagelprobe als Location für Comedy-Events. Sie werden fortgesetzt mit Gastspielen des Kölner Stunksitzungs-Ensembles und des Mitternachtsspitzen-Kabarettisten Jürgen Becker.
RheinVokal gibt erstmals ein Konzert in der Stadthalle am 10. Juli. Zu “Brazil! – 50 Jahre Bossa Nova” spielt die SWR-Big-Band gemeinsam mit der brasilianischen Sängerin Paula Morelenbaum. Das Konzert wird vom SWR-Fernsehen aufgezeichnet.
Das Kulturfestival Boppard, das bereits die erste Spielzeit erfolgreich absolviert hat, wird im Herbst fortgesetzt. Erstmals dabei sind die Ensembles der Württembergischen Landesbühne, des Westfälischen Landestheaters, des Landestheaters Württemberg-Hohenzollern und der Bremer Shakespeare Company. Neben Klassikern wie “Die Räuber”, “Der Geizige” von Molière und Shakespeares “Ende gut, alles gut” gibt es ein Krimistück und die “Feuerzangenbowle”.
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Freitag, 29. Mai 2009
Buchholzer Kreisel ist fertig
B 327/K 119: Heute ist die Eröffnung – Ärger rund um die Umleitungen hat nun endlich ein Ende
Die Großbaustelle in Buchholz, die nervige Umleitungen zur Folge hatte, sorgte zuletzt bei vielen Anwohnern und Autofahrern für großen Unmut, denn sie mussten längere Fahrtzeiten einplanen. Doch jetzt ist der neue Kreisel an der B 327/ K 119 endlich fertig.
BOPPARD. Ab 7 Uhr geht es heute in Buchholz rund: Der neue Kreisel an der B 327/ K 119 wird für den Verkehr freigegeben. Gleichzeitig verschwindet auch die großflächige Umleitungsbeschilderung auf den überörtlichen Zubringerstraßen zum Niederkirchspiel einschließlich der auf der Autobahn.
Die Busse der Linien 620 und 621 fahren dann wieder von Emmelshausen kommend an die Haltestellen Kastanienstraße (gegenüber Firma Auto-Vogt), über den Kreisel an die Haltestelle “Café Hillen”, von dort rechts in die Ohlenfeldstraße an die Haltestelle Casinostraße und über die Haltestelle Ohlenfeld zurück auf die B 327 (Hunsrückhöhenstraße) in Richtung Koblenz.
In der Gegenrichtung verkehren die Busse in umgekehrter Reihenfolge. Die Busse der Linien 613 und 614 fahren ebenfalls wieder die reguläre Strecke. Die baustellenbedingten Ersatzhaltestellen in Höhe Kastanienstraße/Veloxstraße sowie auf dem ehemaligen Gelände Doevenspeck entfallen.
Eine Haltestelle “Kastanienstraße” in Fahrtrichtung Koblenz ist jetzt neu errichtet und in den künftigen Fahrplan integriert.
Bürgermeister Walter Bersch und Ortsvorsteher Peter Gipp freuen sich, dass nun endlich die Gefahrenstelle im Einmündungsbereich B 327/K 119 der Vergangenheit angehört: “Es gab Unmut der Anwohner und der Autofahrer, die Umwege in Kauf nehmen mussten. Ich erinnere mich aber auch alle an die vergeblichen Bemühungen, besagte Gefahrenstelle zu entschärfen. Das ist uns jetzt endlich gelungen.” Dank gelte auch dem Landesbetrieb Mobilität in Bad Kreuznach, der für die Planung und die Ausführung verantwortlich zeichnete. Mitte Juni 2009 werde das Innenleben des Kreisels belebt, wobei während der dann rund dreiwöchigen Bauphase keinerlei Verkehrssperrungen oder Umleitungen erforderlich seien, versichern beide Politiker.
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Mittwoch, 3. Juni 2009
Geld für die Halle
265 000 Euro Förderung an Oppenhausen
OPPENHAUSEN. Die Landesregierung fördert die Sanierung und Erweiterung der Niederkirchspielhalle in Oppenhausen mit einer Summe von 265 000 Euro. Dies teilte Innenminister Karl Peter Bruch dem Oppenhausener Bürgermeister Dr. Walter Bersch mit. Die in den Jahren 1972 bis 1974 überwiegend in Eigenleistung erbaute Niederkirchspielhalle ist seit dem Sommer vergangenen Jahres mit großem Aufwand saniert und auf den neuesten Stand der Technik gebracht worden. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt werden die Außenanlagen und noch kleinere Restarbeiten fertiggestellt, sodass die großzügige Finanzzuwendung aus Mainz gerade rechtzeitig in Boppard eintrifft.
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Samstag, 13. Juni 2009
Millionen fließen ins Welterbetal
Bund hat über Höhe der Zuschüsse aus Sonderförderprogramm entschieden – Drei Millionen für die Bopparder Burg
Mit Finanzspritzen an die Kommunen will die öffentliche Hand die Wirtschaft in Schwung bringen. Neben diversen Konjunkturpaketen hat der Bund auch das “Investitionsprogramm nationale Welterbestätten” aufgelegt. In den Genuss der Gelder kommt auch das Mittelrheintal.
MITTELRHEIN. 14 Millionen Euro macht der Bund für Investitionen im Mittelrheintal locker. Aus dem Sonderförderprogramm “Investitionen in nationale Welterbestätten” erhält die Stadt Boppard drei Millionen Euro, die Verbandsgemeinde St. Goar-Oberwesel 700 000 und die Stadt Bacharach 1,1 Millionen Euro. Die gleiche Höhe an Fördergeldern schießt das Land zu. Zudem fördert Mainz den Eigenanteil der Kommunen durch zinslose Darlehen.
Nicht überall am Mittelrhein herrscht jedoch eitel Sonnenschein. Die meisten Projektvorschläge fielen durch. Von den 47 Anträgen von Kommunen zwischen Bingen/Rüdesheim und Koblenz erfüllen nur 14 die hohen Kriterien der Auswahl und wurden als “besonders empfehlenswert” eingestuft. So schauen die Städte Bingen, St. Goarshausen und Rhens ebenso in die Röhre wie die Gemeinden Spay, Brey und Kestert. Manche Kommunen müssen sich mit einem Bruchteil der beantragten Gelder zufriedengeben. So hatten die Kommunen aus der VG St. Goar-Oberwesel 14 Projektanträge mit einem Gesamtkostenvolumen von 6,64 Millionen Euro eingereicht. Zwölf Anträge blieben auf der Strecke. Immerhin fanden zwei Projekte das Wohlgefallen der strengen Jury.
Als Gewinner kann sich die Stadt Boppard fühlen. Sie lag goldrichtig mit ihrer Strategie, sich auf ein einziges Projekt zu beschränken. Die “Erhaltung, Reaktivierung und energetische Sanierung des historischen unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes Kurfürstliche Burg” – dafür machte die Stadt Kosten von 12,96 Millionen Euro geltend – fördert der Bund mit drei Millionen Euro. Damit erhält die Bopparder Burg hinter dem Hilchenhaus in Lorch (5,3 Millionen Euro) den höchsten Bundeszuschuss für ein Einzelprojekt im Welterbetal. Weitere drei Millionen zahlt das Land. Nach Auskunft von Bürgermeister Walter Bersch gewährt Mainz zur Finanzierung des kommunalen Anteils auch noch ein zinsloses Darlehen von drei Millionen Euro, wobei in fünf Jahren die erste Rate fällig ist.
Alles in allem stehen der Stadt neun Millionen Euro für die “Alte Burg” zur Verfügung. “Damit können wir die Burg in einen Top-Zustand versetzen”, freut sich Bersch. Die Sanierungspläne liegen seit dem Architektenwettbewerb 2000/2001 vor.
Über die Förderzusage freut sich auch der Bundestagsabgeordnete Peter Bleser. “Das Geld kann helfen, das Obere Mittelrheintal attraktiver zu gestalten und somit den Tourismus in unserer Region zu stärken”, betont Bleser.
Wolfgang Wendling
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Freitag, 26. Juni 2009
Köhler-Handwerk wird neu belebt
Verein will den traditionellen Beruf davor bewahren, in Vergessenheit zu geraten – Mitglieder sind jederzeit willkommen
Die Köhlerwoche im Stadtwald Boppard am Vierseenblick bietet einen Einblick in die große geschichtliche Bedeutung des Forstes als Königswald. Damit wird zudem das touristische Angebot entlang des Rheinburgenwegs bereichert.
BOPPARD. Kaum jemand in Boppard weiß noch etwas mit der Köhlerei anzufangen. Dabei spielte das Handwerk einst eine bedeutende Rolle am Mittelrhein. Das Forstamt Boppard hat deshalb erfahrene Handwerker aus dem Erzgebirge und dem Thüringer Wald beauftragt, die uralte Holzkohle-Gewinnung im Bewusstsein der Menschen wieder aufleben zu lassen (unsere Zeitung berichtete).
Nachdem die Experten mittlerweile schon zum dritten Mal von weit her zur Köhlerwoche angereist sind, soll das Handwerk jetzt in heimische Hände überführt werden. Interessenten stehen bereit und warten auf den Startschuss. Im kommenden Jahr werden sich erstmals wieder rheinische Köhler mit dem Handwerk vertraut machen.
Dazu ist nun ein Köhlerverein gegründet worden, der sich kürzlich auf dem Vierseenblick konstituiert hat. Zum kommissarischen Vorsitzenden schlug der Bopparder Bürgermeister Walter Bersch den Forstamtsleiter Gerd Loskant vor, der einstimmig gewählt wurde.
Im nächsten Schritt wird ein Vorstand bestimmt, um das Programm für den Winter und das Frühjahr zu erarbeiten und den Meiler aufzubauen. Zudem wird sich der Verein um die Pflege des Stadtwaldes, die biologische Vielfalt und den Naturschutz kümmern. Auch die Kinder- und Jugendarbeit in Wald und Natur ist ein bedeutendes Anliegen des Vereins. Ein Generationen übergreifendes Projekt hat für Aufbruchstimmung gesorgt. Der Mindestbeitrag wurde auf einem niedrigen Niveau festgelegt. Die Köhlerfreunde freuen sich über neue Mitglieder. Entsprechende Formulare halten das Forstamt und die Stadtverwaltung Boppard vor.
Der Meiler wird heute ab 10 Uhr am Vierseenblick im Bopparder Stadtwald geöffnet. Die Holzkohle wird am Samstagvormittag bis 14 Uhr auf dem Marktplatz verkauft.
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Freitag, 3. Juli 2009
Boppard: Grüne stellen Ersten Beigeordneten
CDU bringt mit Hilfe der FWG Stadtratsmehrheit gegen die SPD zustande – Bürgermeisterpartei sieht sich trotz Zugewinnen erneut ausgegrenzt
In den Kommunen konstituieren sich jetzt die neuen Räte. Dabei werden die künftigen “Machthaber” auf den Thron gehoben. In Boppard ist am Montag eine erste große Auseinandersetzung zwischen SPD und CDU zu erwarten.
BOPPARD. Die großen Gewinner beim Poker um die Dominanz im Bopparder Stadtrat sind die Grünen. Sie stellen künftig den Ersten Beigeordneten in der Einheitsgemeinde. Dies ist das Ergebnis von Gesprächen zwischen CDU, Grünen und FWG. Die drei Stadtratsfraktionen haben für die kommende Wahlperiode unter Einbeziehung des FDP-Solisten eine Kooperation vereinbart. Erster Beigeordneter soll Heinz Bengart (Grüne) werden. Die CDU stellt mit Ruth Schneider die Zweite Beigeordnete, und Horst-Peter Hassbach von der FWG ist bei der konstituierenden Sitzung am Montag, 6. Juli, 18 Uhr, gemeinsamer Kandidat der neuen Koalition für den Dritten Beigeordneten.
Wie CDU, Grüne und FWG in einer gemeinsamen Erklärung mitteilen, wollen sie künftig gemeinsame Fraktionssitzungen im Vorfeld der Stadtratssitzungen durchführen. Diese drei Fraktionen haben mit 17 (CDU zwölf, Grüne drei und FWG zwei) von 32 Sitzen die Mehrheit im Stadtrat. Damit können sie auch die Hauptsätzung in der Weise verändern, dass die Zahl der Ausschussmitglieder von derzeit elf auf zehn Personen verringert wird.
Das käme allein der CDU zugute. Bei den Elfer-Ausschüssen stellen CDU und SPD gemäß der Wahlarithmetik je vier Ausschussmitglieder. Bürger für Boppard, Grüne und FWG entsenden jeweils eine Person in die Ausschüsse. In den Zehner-Ausschüssen könnte die CDU vier, die SPD aber nur drei Mitglieder beanspruchen. Nach CDU-Lesart entspreche dies dem Wählerwillen. Dagegen sieht sich die SPD, die elf Mandate errang, auf gleicher Augenhöhe mit der CDU und möchte daher an den Elfer-Ausschüssen festhalten.
Hermann Noe, der alte und neue SPD-Fraktionsvorsitzende, zeigt sich enttäuscht über die neuen Machtverhältnisse. “Obwohl sich die SPD verbessern konnte, wird sie wieder ausgegrenzt.” Er habe sofort nach der Wahl Kontakt zu allen Fraktionen aufgenommen – jedoch vergeblich. Er hätte, wie andernorts üblich, am liebsten eine einvernehmliche Regelung in der Beigeordnetenfrage gefunden und die Posten gemäß dem Wahlergebnis verteilt: Die CDU als stärkste Kraft hätte den Ersten Beigeordneten gestellt, die SPD den Zweiten und Bürger für Boppard den Dritten. Das wäre auch ganz im Sinne der Bürger für Boppard gewesen.
Aber die CDU spielte da nicht mit. So bemühte sich die SPD, eine eigene Mehrheit gegen die CDU zu finden. Dazu bot sie den Grünen den Posten des Ersten Beigeordneten an. Auch die Bürger für Boppard hätten wie gewünscht einen Beigeordneten stellen können. Aber die Grünen entschieden sich am Ende für die CDU. Offensichtlich hatte sich Klaus Brager, der starke Mann in der Fraktion, parteiintern gegen den Neuling Peter Kreiser, dem eine Affinität zur SPD nachgesagt wird, durchgesetzt.
Die FWG erhält als Gegenleistung für ihr Einlenken auf CDU-Linie christdemokratisches Wohlwollen für ihr Hauptanliegen: Eine Expertise soll alle Fragen einer Umwandlung der Einheitsgemeinde in eine Verbandsgemeinde Boppard klären.
Bürgermeister Walter Bersch hat für den heutigen Freitag die Sprecher aller Stadtratsfraktionen zu einem Gespräch eingeladen. Ob da noch was geht?
Wolfgang Wendling
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Dienstag, 14. Juli 2009
Streit um Geschäftszentrum beigelegt
Boppard und Emmelshausen haben Vereinbarung über das seit geraumer Zeit umstrittene Projekt in Buchholz getroffen
Vor zwei Jahren begann der Streit zwischen Boppard und Emmelshausen wegen Buchholz. Am 2. Juli 2007 hatte der Stadtrat den Bebauungsplan “Hinter dem Hohenroth/B327″ aufgestellt . Emmelshausen wehrte sich gerichtlich dagegen. Jetzt haben beide Nachbarkommunen einen Kompromiss gefunden.
BOPPARD/EMMELSHAUSEN. Im künftigen Buchholzer Geschäftszentrum dürfen sich ein großflächiger Vollsortimenter und ein Discountmarkt ansiedeln. Tedi-Markt und der Textildiscounter “Kick” bleiben außen vor. Das ist Kern der Vereinbarung zwischen Boppard und Emmelshausen. Der Bopparder Stadtrat und der Emmelshausener Gemeinderat haben dem Kontrakt zugestimmt. Damit ist der Streit zwischen beiden Kommunen, der gerichtlich ausgetragen wurde (die RHZ berichtete), beigelegt. Die Planungen für das neue Einkaufszentrum in abgespeckter Form können ungestört weitergehen.
Das OVG Rheinland-Pfalz hatte im Mai den ursprünglichen Bebauungsplan “Hinter dem Hohenroth/B 327″ für unwirksam erklärt und mit dieser Entscheidung der Gemeinde Emmelshausen Recht gegeben. Die Vorderhunsrückgemeinde hatte sich am 29. August 2008 mit einer Normenkontrollklage gegen den Bebauungsplan gewandt und dabei unter anderem geltend gemacht, dass ihre Interessen auf dem Weg der interkommunalen Abstimmung nicht hinreichend berücksichtigt worden seien. Ein 4000 Quadratmeter großes Sondergebiet für großflächigen Einzelhandel in unmittelbarer Nachbarschaft schade dem Einkaufsstandort Emmelshausen.
Die Stadt Boppard hatte bereits nach der vorläufigen OVG-Entscheidung zugunsten von Emmelshausen Ende März einen neuen Bebauungsplan auf den Weg gebracht. “Uns geht es hauptsächlich um den Vollsortimenter und den Discounter” hatte Boppards Bürgermeister Walter Bersch damals erste Friedenssignale gen Emmelshausen gesandt. Und die Vorderhunsrückkommune hatte immer wieder betont, dass sie nichts gegen die Vergrößerung des Supermarktes und der Neuansiedlung eines Discounters habe. Schließlich wolle sie eine ausreichende Grundversorgung der Bevölkerung in Buchholz und den übrigen Höhenstadtteilen im Niederkirchspiel ja nicht verhindern.
Der Edeka-Markt darf sich jetzt wie vorgesehen vom “Heidepark” ins künftige Geschäftszentrum “Hohenroth” verlagern und auf 1350 Quadratmeter Verkaufsfläche bei maximal 1984 Quadratmeter Nutzfläche ausweiten. Für den Pennymarkt sieht die Vereinbarung eine Verkaufsfläche von höchstens 800 Quadratmetern vor. Weitere großflächige Geschäfte sind nicht zulässig. Dies wird im Bebauungsplan so festgelegt.
Die Stadt Boppard verpflichtet sich, bis auf Edeka und Penny nirgendwo in Buchholz großflächige Geschäfte zuzulassen. Möglich ist jedoch die Ansiedlung von Fachmärkten bis zu einer Größe von 150 Quadratmetern Verkaufsfläche.
Beide Kommunen haben zudem vereinbart, dass die Stadt Boppard gegen die Erweiterung des Emmelshausener Aldi-Marktes von 800 auf 1025 Quadratmeter Verkaufsfläche keine Einwände hat. Wolfgang Wendling
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Mittwoch, 15. Juli 2009
Das einst reiche Boppard ist arm dran
Gewerbesteuer bricht stärker ein als erwartet – Verschuldung steigt – Kreisverwaltung hat Haushalt noch nicht genehmigt
Mit einem flauen Gefühl in der Magengegend dürften die neuen Bopparder Stadtratsmitglieder in die Sommerpause gegangen sein. Bei der konstituierenden Sitzung kam zwar die desolate Finanzlage nicht zur Sprache. Doch wurde den Mandatsträgern die Haushaltsmisere als Mitteilungsvorlage vor Augen geführt.
BOPPARD. Die Stadt Boppard leidet unter großer Geldnot. Noch niemals zuvor in der Geschichte der Einheitsgemeinde war die finanzielle Lage so dramatisch wie heute. Weil die Einnahmen wegbrechen, ist die Stadt kaum mehr in der Lage, die laufenden Ausgaben zu tätigen. Noch dazu befindet sich die Stadt in einer ordnungspolitisch prekären Lage: Boppard hat noch keinen gültigen Haushaltsplan. Der Kreis als Aufsichtsbehörde hat die Genehmigung der Haushaltssatzung an weitere Einsparungen geknüpft. “Wir machen Interimsbewirtschaftung”, formuliert Bürgermeister Walter Bersch das derzeitige fiskalische Handeln in der Verwaltung.
Zwar hat der Stadtrat bei der Verabschiedung des Haushaltsplanes im Mai den Höchstbetrag der Kassenkredite auf 9 Millionen Euro festgesetzt. Da aber der Haushaltsplan nicht in Kraft ist, gilt die Regelung aus dem Vorjahr. Demnach beträgt der Kreditrahmen 6 Millionen Euro. Aber dieses Geld ist bereits aufgebraucht.
Stadt darf Konto überziehen
Damit die Stadt ihre Rechnungen über den genehmigten Kreditrahmen hinaus bezahlen kann, darf sie das Konto noch weiter überziehen. “Nach Rücksprache mit dem Innenministerium hat die Kreisverwaltung entschieden, dass der formale Rechtsverstoß nicht geahndet wird”, teilt Bersch auf Anfrage mit.
Wie gesagt: Die Einnahmen brechen weg. Das war schon zu Beginn des Jahres klar. Aber dass es die Stadt so hart treffen wird, hat wohl niemand geahnt. Die Verwaltung ging davon aus, dass die Gewerbesteuereinnahmen um etwa zwei Drittel wegbrechen. Statt 12 Millionen Euro wie 2008 rechnete die Stadt in diesem Jahr nur noch mit etwas mehr als 4 Millionen Euro. Doch diese Kalkulation ist Makulatur. Laut Stadtverwaltung liegen die tatsächlichen Gewerbesteuereinnahmen bei 1,34 Millionen Euro, sodass eingeplante Einnahmen von 2,76 Millionen Euro fehlen.
Wegen der enormen Verschuldung und der aus Simmerner Sicht höchst unsicheren Einnahmesituation machte die Kreisverwaltung “erhebliche Bedenken” gegen den vorgelegten Haushaltsplan geltend. Sollte die Planung umgesetzt werden, so schrieb die Kommunalaufsicht an die Stadtverwaltung, stiege aufgrund der vorgesehenen Investitionskredite die Verschuldung der Stadt von derzeit rund 7,2 Millionen bis 2012 auf etwa 16 Millionen Euro. Einschließlich der geplanten Kassenkredite von fast 9 Millionen Euro erhöhten sich die Verbindlichkeiten bis 2012 auf 25 Millionen Euro. Das entspricht einer Pro-Kopf-Verschuldung von 1500 Euro. “Dies übersteigt die Leistungsfähigkeit der Stadt bei Weitem”, lautet das Fazit der Kreisverwaltung.
Nichts auf der hohen Kante
Erschwerend kommt hinzu, dass Boppard kein Geld auf der hohen Kante liegen hat. Die Rücklagen würden in diesem Jahr alle aufgebraucht, stellt die Kreisverwaltung fest. Auch teilt die Kommunalaufsicht nicht den Optimismus der Stadt, die davon ausgeht, dass die Gewerbesteuerquelle bis 2012 wieder so kräftig sprudelt, dass die Einnahmen annähernd den Stand von 2008 (12 Millionen Euro) erreichten. Wegen der derzeitigen Wirtschaftslage bezweifelt die Kreisverwaltung auch, dass die Stadt in diesem Jahr mit nennenswerten Erlösen aus Grundstücksverkäufen im Buchholzer Neubaugebiet rechnen kann. Simmern fragt sich zudem, warum der teure Bau der Tiefgarage nicht verschoben wird oder in mehreren Bauabschnitten erfolgt. Ferner stellen laut Kommunalaufsicht die Projekte Kurfürstliche Burg und Monte-Mare-Bad ein finanzielles Risiko dar.
Für den Bürgermeister ist die Römertherme alternativlos. “Wir können uns ein Defizit von 640 000 Euro im Jahr bei den Bädern vor allem in der derzeitigen Situation nicht leisten.” Bau und Betrieb der Römertherme ist Sache der künftigen GmbH. Der städtische Haushalt wird damit nicht belastet. Bersch ist sich sicher, dass das jährliche finanzielle Engagement der Stadt für die Römertherme geringer ausfallen wird als das Defizit, das die maroden Bäder seit geraumer Zeit verursachen. Wolfgang Wendling
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Donnerstag, 23. Juli 2009
Gemeinsame Aktion von SPD Oppenhausen-Herschwiesen und dem AWO-Ortsverein - 30 Betreuer kümmern sich um rund 100 Kinder
Stierwiese wurde zur Spielwiese für Kinder
Einwöchiges Sommerprogramm in Oppenhausen
OPPENHAUSEN. Das Zeltlager auf der Stierwiese in der Ehrbachklamm war für 102 Kinder zwischen 8 und 14 Jahren ein tolles Erlebnis. Die Leitung des vom SPD-Ortsverein Oppenhausen-Herschwiesen gemeinsam mit der Arbeiterwohlfahrt organisierten, einwöchigen Lagers hatte Andreas Krüger übernommen. Er ist seit Anfang des Jahres Vorsitzender des AWO-Ortsvereins. Der Zeltplatz bei Oppenhausen war bestens für den Ansturm vorbereitet.
Für Ausflüge standen insgesamt elf Kleinbusse zur Verfügung, bereitgestellt auch von Bopparder Autohäusern. In Spitzenzeiten passten mehr als 30 Betreuer auf die Kinder auf, unter ihnen auch Bürgermeister Dr. Walter Bersch, der ebenfalls eine Woche in der Zeltstadt am Ehrbach wohnte.
Am Sonntag besuchten die Zeltlager-Bewohner das Volleyballturnier des FC Berta in Herschwiesen. Am Montag ging”s in das Freizeitbad Rheinböllen. Am Dienstag folgte eine Tageswanderung zur Burg Waldeck über dem Baybachtal, das Mittagessen wurde in der Ökostation des ehemaligen Waldschwimmbades in Beulich eingenommen. Ein ernsthaftes Unterfangen war am Mittwoch der Tagesausflug in die Gedenkstätte gegen die Unmenschlichkeit im ehemaligen SS-Sonderlager Hinzert bei Hermeskeil. Am Donnerstag führte strahlender Sonnenschein die Kinder und Jugendlichen ins Freibad in Treis-Karden. Der Freitag stand schließlich ganz im Zeichen des traditionellen Lagerzirkus mit Spiel, Spaß und Gesang.
Das Zeltlager erfordert immer wieder eine gewaltige ehrenamtliche Leistung, zu der in diesem Jahr mehr als 30 Betreuer besonders beitrugen, nicht zu vergessen die zahlreichen Spender und Sponsoren. Im kommenden Jahr findet das 25. Zeltlager von AWO und SPD statt, und zwar vom 3. bis 10. Juli.
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Mittwoch, 19. August 2009
Boppards Misere trifft den Kreis
Gewerbesteuereinnahmen sinken um zehn Millionen – Haushalt unter Auflagen genehmigt – Keine Abstriche bei Großprojekten
Boppard leidet unter der Wirtschaftskrise. Und wenn es der größten Kommune im Kreis schlecht geht, geht es auch dem Kreis schlecht. Denn aufgrund der schwindenden Steuerkraft der Stadt entgehen dem Kreis Einnahmen.
BOPPARD/KREIS. Zehn Millionen Euro weniger an Gewerbesteuer als 2008 wird die Stadt Boppard voraussichtlich in diesem Jahr einnehmen. Dieser historische Einbruch bei der wichtigsten kommunalen Einnahmequelle hat auch negative Auswirkungen auf den Kreishaushalt. Denn im kommenden Jahr zahlt Boppard erheblich weniger an Kreisumlage.
Im vergangenen Jahr erzielte die Stadt Boppard etwa zwölf Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen. Weil diese und andere Steuerquellen 2008 so stark sprudelten, muss die Stadt in diesem Jahr eine extrem hohe Kreisumlage zahlen. 7,3 Millionen Euro kassiert Simmern – das ist die höchste Kreisumlage in der Geschichte der Stadt Boppard. Noch niemals zuvor wurde eine Rhein-Hunsrücker Kommune in solchem Maße zur Kasse gebeten. Wie Bürgermeister Walter Bersch auf Anfrage mitteilte, werden die Bopparder Unternehmen bis zum Jahresende insgesamt nicht mehr als 1,3 Millionen Euro an die Stadt abführen. Nicht nur die Bomag leidet unter der Wirtschaftskrise. Die rund 600 Gewerbesteuer zahlenden Betriebe sind, bis auf wenige Ausnahmen, insgesamt von der Konjunkturflaute betroffen. Deshalb hat Boppard in diesem Jahr, abgesehen vom Jahr 1976, die geringsten Gewerbesteuereinnahmen seit Bestehen der Einheitsgemeinde.
Entsprechend niedrig fällt im kommenden Jahr die Kreisumlage aus. Allein durch die Bopparder Misere gehen dem Kreis mehrere Millionen Euro durch die Lappen. Ob der Kreis die derzeitigen Hebesätze bei der Umlage halten kann, darf bezweifelt werden.
Die Stadt muss den Gürtel ganz eng schnallen. Das verlangt die Kreisverwaltung als Aufsichtsbehörde. Denn nur unter Auflagen hat Simmern den Haushaltsplan genehmigt. Es dürfen nur noch Investitionen getätigt werden, die als besonders wichtig eingestuft und mindestens zu 60 Prozent gefördert werden.
Alle freiwilligen Leistungen kommen auf den Prüfstand. Die neue Stadtratskoalition aus CDU, Grünen und FWG hat die Verwaltung aufgefordert, jede einzelne Maßnahme ab einer Größenordnung von 30 000 Euro zu hinterfragen. Konkret gespart wird zum Beispiel bei der Unterhaltung der Straßen, beim Wirtschaftswegebau, bei der Instandsetzung des Fuhrparks und auch bei der Feuerwehr.
Die drei Großprojekte Schwimmbad, Kurfürstliche Burg und Tiefgarage werden wie geplant über die Bühne gehen. Bad und Burg haben keine Auswirkungen auf den aktuellen Haushaltsplan. Wohl aber die Tiefgarage. Wegen der anstehenden Krankenhauserweiterung, die auch vom Konjunkturpaket gespeist wird, lässt sich die Investition jedoch nicht aufschieben. Weit über eine Million Euro muss die Stadt aufbringen. Entscheidend für die Einnahmeseite, so der Bürgermeister, wird nun sein, wie sich die Vermarktung der Bauplätze im Buchholzer Neubaugebiet gestaltet.
Größtes und wichtigstes Projekt ist die Römertherme. Noch im Herbst sollen am Schwimmbad die Bagger anrollen. Wolfgang Wendling
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Donnerstag, 27. August 2009
Kreisel dreht sich auch ums Welterbe
Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee enthüllte Logo und gab den offiziellen Startschuss für den Kreisverkehr
Hoher Besuch aus Berlin unterstreicht die Bedeutung von Boppard am Rhein und auf der Höhe. Fast genau ein Jahr nach Baubeginn erhielt der “Welterbekreisel” auf der B 327 jetzt die höheren Weihen.
BOPPARD. Genau an der Grenze des Welterbetales befindet sich der neue Kreisverkehrsplatz auf der Hunsrückhöhenstraße bei Buchholz. Mitten im Kreisel bildet das Welterbelogo das Entree zur geadelten Kulturlandschaft. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee enthüllte das Unesco-Kennzeichen für die Welterbestätten. Lehrlinge der Firma Bomag hatten das Logo aus Edelstahlblechen gefertigt. Zum Dank durften sie an der feierlichen Zeremonie teilnehmen.
Tiefensee überreichte Bürgermeister Walter Bersch symbolisch einen Scheck über 2,9 Millionen Euro aus dem 150-Millionen-Euro Sonderförderprogramm des Bundes für die deutschen Welterbestätten. Dieses Geld ist für die Sanierung der Kurfürstlichen Burg bestimmt.
Eigentlicher Anlass des Minister-Besuches war die offizielle Freigabe des Kreisverkehrs. Schließlich ist der Bund als Eigentümer der Hunsrückhöhenstraße Hauptbeteiligter der Umwandlung der Kreuzung in den Kreisel. Mit 1,29 Millionen Euro zahlte Berlin den Löwenanteil an den rund zwei Millionen Euro Baukosten.
Was Tiefensee bei seinem Kurzbesuch von Boppard zu sehen bekam, habe ihn sehr beeindruckt, tat der Minister kund. Das Geld für die Welterbestätten und damit auch für die Kurfürstliche Burg sei sehr gut angelegt, damit “die, die nach uns kommen, wissen, was vorher war”. Nachdem der Minister den offiziellen Startschuss für den Kreisverkehr gegeben hatte, trug er sich ins Goldene Buch der Stadt Boppard ein.
Der Buchholzer Kreisel ist der größte im Kreis. Nach Auffassung von Norbert Olk ist er auch einer der schönsten Kreisverkehrsplätze weit und breit. Olk und Bürgermeister Walter Bersch kamen auf die schwierigen Verkehrsverhältnisse während der Bauzeit im langen Winter zu sprechen. “Wir haben den Bürgern von Buchholz sehr viel zugemutet”, sagte Olk und entschuldigte sich speziell bei den Anwohnern der Kastanienstraße.
“Ja, er ist sehr gut gelungen”, meinte auch Kreisbeigeordneter Reinhard Klauer. Mit 144 000 Euro ist der Kreis, beteiligt wegen der in den Kreisel mündenden K 119, mit von der Partie. Im vergangenen Jahr hat der Rhein-Hunsrück-Kreis drei Millionen Euro für seine Straßen ausgegeben. Eine gewaltige Summe, die fast schon über die finanzielle Leistungsfähigkeit des Kreises hinausgeht, wie Klauer betonte.
Am Buchholzer Kreisel geht es richtig rund. Er ist ein wichtiger Verkehrsknoten und eine Drehscheibe des ÖPNV. Täglich passieren ihn etwa 20 000 Fahrzeuge. An einem Werktag fahren rund 80 Busse von hier aus in alle vier Richtungen. Der Kreisel hat einen Außendurchmesser von 40 Metern und zwei Bypässe für die Abbieger in die L 209 (Buchholzer Straße) nach Boppard hinunter und in die K 119 nach Buchholz hinein und weiter nach Oppenhausen/Herschwiesen. Einhergehend mit dem Bau des Kreisels wurde die Hunsrückhöhenstraße auf einer Länge von 460 Metern zwischen der Einmündung Kastanienstraße und der künftigen Zufahrt zum Gewerbegebiet “Hinter dem Hohenroth” ausgebaut.
Wolfgang Wendling
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Samstag, 5. September 2009
Senioren schippern über den Rhein
Ausflug für körperlich weniger mobile Menschen
EMMELSHAUSEN. Wer in Boppard lebt, weiß, wie schön es dort ist. Manchen Menschen fällt es jedoch schwer, die Gegend um die größte Rheinschleife uneingeschränkt zu genießen, denn wegen Alter oder Krankheit müssen viele auf lieb gewonnene Ausflüge in die Umgebung verzichten. Der kostenlose Ausflug wird für Mittwoch, 16. September, organisiert. Am Anleger geht es um 14 Uhr los, die Rückkehr in Boppard soll gegen 18 Uhr sein. Einige der 300 Plätze auf dem Ausflugsdampfer sind noch frei.
Auch wer ohne Hilfe anderer nicht mehr am städtischen Leben teilnehmen kann, soll sich an dem erfreuen, was zahllose Besucher nach Boppard lockt: Deshalb lädt die Stadtverwaltung gemeinsam mit der Beratungs- und Koordinierungsstelle (BeKo) bei der Caritas-Sozialstation ältere oder körperlich eingeschränkte Menschen zu einer rund vierstündigen Schiffstour ein.
“Wir heißen auch Menschen, die andere ehrenamtlich oder im familiären Umfeld versorgen, herzlich willkommen”, ergänzt Dr. Walter Bersch. Wichtig ist dem Bopparder Bürgermeister, dass auch die Pflegenden die Fahrt rheinaufwärts als Auszeit für sich nutzen und aus ihrem Engagement selbst ein paar schöne Stunden gewinnen.
Für Unterstützung ist gesorgt: Jugendliche von Bopparder Schulen haben ihre Hilfe zugesagt. Bereits beim “Entern” des eigens gemieteten Schiffes werden sie den Senioren unter die Arme greifen. BeKo-Mitarbeiterin Irmgard Siemen ist sicher, dass Jung und Alt gemeinsam eine schöne Fahrt haben werden. “Bereits zuvor habe ich erlebt, wie gespannt Jugendliche zuhören, wenn sich Ältere an früher erinnern”, berichtet sie. Nicht weniger aufmerksam zeige sich die Großeltern-Generation, wenn Teenager erzählten.
Kurzentschlossene Ausflügler bittet Irmgard Siemen um Anmeldung bis Montag, 14. September. Infos unter Telefon 06747/937 70 oder auch per E-Mail: irmgard.siemen@caritas-sozialstation.de.
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Dienstag, 8. September 2009
Feuerwehr hat neuen Wagen
Boppard: Mehrzweckfahrzeug in Dienst gestellt
Im Rahmen des Feuerwehrfestes feierte der Löschzug Boppard auch die Einweihung des neuen Mehrzweckfahrzeuges, das künftig mehrere Funktionen übernehmen wird.
BOPPARD. In Zeiten leerer Kassen durften sich die Wehrleute des Löschzuges Boppard dennoch freuen. Sechs Jahre ist es her, dass ein Feuerwehrfahrzeug in Betrieb genommen wurde. Zuletzt war das Mehrzweckfeuerwehrboot im Beisein des damaligen Staatssekretärs Karl Peter Bruch in Dienst gestellt worden. Das bereits im vergangenen Jahr bestellte Mehrzweckfahrzeug des Typs 2 nach der Norm des Landes Rheinland-Pfalz wurde jetzt feierlich seiner Bestimmung übergeben.
Im Rahmen des Feuerwehrfestes an der Burg spielte die Feuerwehrkapelle Bad Salzig zur Fahrzeugübergabe und zum Frühschoppen auf. Nach der Begrüßung durch den Fördervereinsvorsitzenden Hermann-Josef Spitzley übernahmen Pfarrerin Andrea Gorres und Vikar Matthias Hermes die Segnung.
Das neue Fahrzeug ersetzt gleich zwei ältere: Das alte Mehrzweckfahrzeug ist in den Bestand des Löschzuges Buchholz übergegangen, das zweite, ein Trockenpulverlöschfahrzeug, soll verkauft werden.
Das neue Fahrzeug ist mit Allradantrieb ausgestattet und wird künftig auch als Zugwagen für das Mehrzweckboot genutzt. Es eignet sich für eine Besatzung von maximal sechs Personen. “Gerade in der engen Bebauung der Kernstadt bietet es erhebliche Vorteile”, stellte Zugführer Leo Münch bei der Vorstellung heraus. Mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 7,49 Tonnen kann allerdings nicht jeder Freiwillige das neue Fahrzeug lenken. Gleichzeitig wurden mehrere Rollcontainer angeschafft, die Material enthalten (Atemschutz, 500 Meter Schlauchmaterial, Ölbindemittel, Schaummittel), das im Einsatzfall nachgeführt wird.
Bürgermeister Dr. Walter Bersch stellte bei der Indienststellung im Beisein der stellvertretenden Ortsvorsteherin Susanne Breitbach für die absehbare Zukunft in Aussicht, dass Drehleiter und Tanklöschfahrzeug ausgetauscht werden. Gleichzeitig wies er auf die Baustelle Burg hin, die noch in diesem Herbst begonnen werden soll. Somit wird das Feuerwehrfest 2010 nicht an gleicher Stelle, sondern vermutlich am Musikpavillon in den Rheinanlagen Höhe Gemeindezentrum St. Michael stattfinden.
Symbolisch übergab Michael Schröder als neuer Wehrleiter der Stadt Boppard den Schlüsselbund an Zugführer Leo Münch und wünschte allzeit gute Fahrt und eine gesunde Rückkehr der Freiwilligen von den zahlreichen Einsätzen in ihrem Gebiet. Suzanne Breitbach
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Samstag, 12. September 2009
Neue Klassenräume für Schule in Afrika
Boppard spendet für Partnerstadt in Ruanda – Erdbebenschäden behoben
Mit Unterstützung aus Boppard konnte in Ruanda eine Schule ausgebaut werden. Nachahmenswert, findet Bundespräsident Horst Köhler.
BOPPARD. Die Entwicklungshilfe des Landes Rheinland-Pfalz und zahlreicher rheinland-pfälzischer Kommunen ist vorbildlich, sagte Bundespräsident Horst Köhler auf dem Ruanda-Tag in Neuwied, an dem auch der Bopparder Bürgermeister Walter Bersch teilnahm. Schließlich ist die Stadt bereits im Juni 2008 eine Partnerschaft mit der Kommune Nyabitekeri in dem afrikanischen Land eingegangen.
Es handelt sich hierbei um die in den Kivusee hineinragende Halbinsel im Grenzgebiet zum Kongo. Das Gebiet hat sehr unter dem Völkermord im Jahre 1994 gelitten. Dabei wurde auch sehr viel Infrastruktur zerstört und bisher nicht wieder aufgebaut. Mit dem Beschluss hat der Bopparder Stadtrat im vergangenen Jahr auch die Festlegung getroffen, dass jährlich eine finanzielle Zuwendung von 5000 Euro geleistet wird.
Auf Vorschlag des Koordinierungsbüros in Kigali wurden jetzt die Erdbebenschäden vom Frühjahr 2008 an der Sekundarschule Bunyenga behoben. Schon im Jahr 2007 hatte der Partnerschaftsverein Rheinland-Pfalz einen neuen Schlafsaal für die Mädchen der Sekundarschule gebaut – doch auch dieser überstand das Erdbeben nicht.
Die Schule zählt zurzeit insgesamt 315 Schüler, davon 173 Mädchen. Es sind drei Klassenräume sowie drei Unicef-Zelte vorhanden. Die Zelte sind notwendig geworden, weil die Klassenräume bei Weitem nicht ausreichend waren. Mit Hilfe der Bopparder Entwicklungshilfe in einer Größenordnung von 10 000 Euro, die durch die Landesregierung noch um knapp 24 000 Euro aufgestockt wurde, konnten jetzt die Erdbebenschäden vollständig behoben und darüber hinaus die Schule mit drei weiteren Klassenräumen und einer Latrine mit sechs Kabinen und einer Regenwasserzisterne ausgestattet werden.
Der Bundespräsident führte aus, dass er extra nach Neuwied gekommen war, um das rheinland-pfälzische Engagement in Ruanda anzuerkennen und gleichzeitig auch um Nachahmung im Rest der Bundesrepublik zu werben. In Rheinland-Pfalz gibt es zurzeit rund 50 kommunale Partnerschaften.
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Dienstag, 15. September 2009
Stadt Boppard will weniger Energie verbrauchen
Bundesumweltministerium fördert das Klimaschutzkonzept der Kommune mit einem Zuschuss über 28 275 Euro
BOPPARD. Die Bundesregierung fördert das Bopparder Klimaschutz-Konzept für 25 städtische Gebäude wie Schulen, Kindergärten, Mehrzweckgebäuden und der kompletten Straßenbeleuchtung mit einem Zuschuss von 28 275 Euro. Diese erfreuliche Mitteilung erhielt Bürgermeister Dr. Walter Bersch vom Bundesumweltministerium.
Mit dem Klimaschutzkonzept der Stadt Boppard wird eine detaillierte Entscheidungsgrundlage zur Aufstellung eines Investitionsprogramms vorgelegt. Dies wird sowohl kostengünstigere Sofortmaßnahmen, als auch kostenintensivere mittel- und längerfristige Sanierungsempfehlungen beinhalten. Insbesondere wird daran gedacht, Synergieeffekte weiterer zur Verfügung stehender Beratungs- und Investitionsförderprogramme zu nutzen.
Im Rahmen der aktuellen Klimaschutzinitiative unterstützt die Stadt Boppard somit das Ziel der Bundesregierung, klimaschädliche Treibhausgase und COx-Emissionen bis 2020 um 40 Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken.
Aus diesem Grund hat die Bundesregierung ab Mitte 2008 für die Erstellung von kommunalen Klimaschutzkonzepten sowie die begleitende Beratung zur Umsetzung klimaschützender Maßnahmen in sozialen und öffentlichen Institutionen ein Förderprogramm aufgelegt. Neben dem Ziel, den Energieverbrauch und die Energiekosten zu senken, gehört auch der “Aufbau eines Klimaschutzmanagements” für einen wesentlichen Teil der selbst genutzten Gebäude zum Programm. Dabei geht es zunächst um die Prüfung der technischen Anlagen. Wenn nötig, folgen detaillierte Untersuchungen.
Die Firma “K & L Ingenieurgesellschaft für Energiewirtschaft” hat die Stadt beim Projektantrag unterstützt sowie fachliche Nachweise erbracht. Neben der Zusammenstellung der Energiedaten und deren Auswertung ging es auch um die Zustandsbeschreibung des Gebäudes und die Schwachstellenanalyse.
Zu guter Letzt werden Vorschläge zur Umsetzung des Klimasachutzkonzeptes gemacht, die auf einem Vergleich der aktuellen mit dem künftigen Energieverbrauch beziehungsweise Energiekosten und einer aktuellen Investitionsschätzung basieren.
Folgende 25 städtische Liegenschaften werden hinsichtlich ihrer energetischen Aspekte bewertet und entsprechende Sanierungsempfehlungen ausgearbeitet: Karmelitergebäude, Theodor-Hoffmann-Haus in Bad Salzig, die Feuerwehrgerätehäuser in Boppard und Buchholz, die Grundschulen Bad Salzig, Boppard und Buchholz, Großsporthalle, Realschule plus, ehemaliges Goethe-Institut, Museum, die Kindergärten in Bad Salzig, Boppard, Buchholz und Oppenhausen (Winkelholz), Hallen- und Freibad, Bauhof Bad Salzig, Altes Rathaus sowie die Mehrzweckgebäude Bad Salzig (Alter Bahnhof), Buchholz, Herschwiesen, Holzfeld, Rheinbay, Udenhausen (Kohlbachhaus) und Weiler.
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Samstag, 19. September 2009
Buchenauer Brunnen kann bald fließen
Thermalquelle in 800 Metern Tiefe fördert reichlich Warmwasser zutage – Technische Anlagen bald komplett – Römertherme: Baubeginn noch 2009?
Stellen Sie sich vor, es ist Thermalwasser in Hülle und Fülle vorhanden, aber niemand benötigt es? In Boppard-Buchenau steht die Thermalquelle vor ihrer Vollendung. Das Thermalbad steht erst in den Startlöchern.
BOPPARD. Im Oktober ist der Buchenauer Brunnen betriebsbereit. Dann steht aus der Tiefe der Buchenauer Erde gewonnenes Thermalwasser in großer Menge zur Verfügung. Einziger Haken an der Geschichte: Das Thermalwasser wird derzeit nicht benötigt. Denn die Römertherme in unmittelbarer Nachbarschaft muss erst noch gebaut werden.
Nach Vorstellung von Bürgermeister Walter Bersch sollen noch in diesem Jahr die Bagger am Schwimmbad anrücken und das Projekt “Römertherme” ans Laufen bringen. Dann dürfte auch der ursprüngliche Name des künftigen Bades Wiedergeburt feiern. Für die “Römertherme Monte Mare” wird der Stadtrat am Montag im nicht öffentlichen Sitzungsteil voraussichtlich klar Schiff machen. Das Rengsdorfer Unternehmen, erfahren in Planung und Betreiben von Bädern, wird wohl privater Partner der Stadt Boppard bei der noch zu gründenden Schwimmbad-Gesellschaft.
Während beim künftigen Bad noch so manches Detail zu klären ist und zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand so recht weiß, wie die künftige Bäderlandschaft aussieht, ist das Begleitprojekt “Erschließung einer Thermalquelle” in trockenen Tüchern. Die im April 2008 gestartete Thermalbohrung lässt sich vom technischen Ablauf her ohne Übertreibung als Erfolgsstory bezeichnen. Das Ziel, auf eine Warmwasserader zu stoßen, war nach gut einem halben Jahr erreicht. Wobei laut Definition bereits ab einer Temperatur von 20 Grad von Thermalwasser gesprochen werden kann.
Nach Abschluss der Bohrarbeiten wurden 31,6 Grad in 800 Metern Tiefe gemessen. Mit einer solch hohen Temperatur konnte niemand rechnen. Die Pumpversuche ergaben eine Ergiebigkeit von 2,5 Litern pro Sekunde. Damit stand bereits Anfang des Jahres fest, dass im Grunde genommen nichts mehr schiefgehen kann.
Die Bohrtechnik ist seit Monaten demontiert, aber gearbeitet wird an der Bohrstelle immer noch. Mittlerweile ist der Schacht gebaut, Pump- und Steuerungstechnik sind installiert. Fehlen nur noch die Anschlüsse für die Ableitungen. Dann ist der Buchenauer Brunnen fertig. Allein zwei Deckel aus Edelstahl deuten von außen darauf hin. Der Brunnen ist ergiebig, das Thermalwasser ist wärmer als erwartet. Die genauen Daten für Ergiebigkeit und Temperatur stehen aber noch nicht fest.
Der Testbetrieb ergab oberirdisch eine Wassertemperatur von 27 Grad. Zu diesem Zeitpunkt war aber die Saugleitung noch nicht eingebaut. Diese Leitung saugt das Wasser aus einer Tiefe von 750 Metern aus dem Boden. Das mit dieser hochmodernen Technik geförderte Wasser dürfte wärmer als 27 Grad sein. Eine Prognose will Achim Justen vom projektbegleitenden Fachbüro Wasser und Boden aber nicht abgeben. Ein bald beginnender Testbetrieb über mehrere Wochen wird über die genaue Wassertemperatur und über die Fördermenge Aufschluss geben.
Die Tatsache, dass beim künftigen Bad natürliches Thermalwasser eine Rolle spielt, kann dem Marketing für die Römertherme nur gut tun. Das warme Wasser ist aber auch aus finanzieller Sicht wohltuend. Denn damit lässt sich eine Menge Energie einsparen. Das Thermalwasser wird auf jeden Fall ins Hallenbad fließen. Das Freibad bleibt dagegen frei davon. Dann wird die Erdwärme aus dem Thermalwasser für die Heizung genutzt. Allzu sparsam muss man übrigens mit dem Wasser aus dem Buchenauer Brunnen nicht umgehen. Es wird reichlich fließen.
Wolfgang Wendling
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Dienstag, 22. September 2009
Bad Salzig soll mediterranes Flair versprühen
Der neu gestaltete Nachbarplatz ist am Wochenende offiziell eingeweiht worden – Boppard hat 700 000 Euro investiert – Anlieger zahlen 38 500 Euro
Lange fühlten sich einige Bad Salziger etwas vernachlässigt, was Investitionen der Stadt Boppard betrifft. Jetzt gab es zumindest ein ordentliches Trostpflaster: Der neu gestaltete Nachbarplatz ist eingeweiht worden. Er soll künftig am Mittelrhein mediterranes Flair versprühen.
BAD SALZIG. Der schönste Platz am Mittelrhein ist der neu gestaltete Nachbarplatz in der Ortsmitte des Kurortes Bad Salzig. Mehrere Hundert Besucher feierten am Samstag mit den vier Bad Salziger Musikvereinen die Einweihung der “guten Stube”. Staatssekretär Roger Lewentz bekräftigte die Haltung der Mainzer Landesregierung zur Stadtsanierung und Dorferneuerung am Mittelrhein.
Die Sonne strahlte, und munter plätscherte der Dammigbach über die Kaskaden auf den Platz zwischen der Liebensteinstraße und der Sterrenbergstraße. Von dort schlängelt er sich in mehreren Runden in Richtung Rhein. Der Bad Salziger Ortsvorsteher Wolfgang Spitz begrüßte die Bürger zum Einweihungsfest. Lange habe Bad Salzig auf eine größere Investition warten müssen, erklärte der Ortsvorsteher.
Der Bopparder Bürgermeister Walter Bersch stellte in seiner Ansprache heraus, dass die Stadt Boppard in Bad Salzig – einschließlich Grunderwerb – 920 000 Euro investiert hat. Davon steuerte das Land 158 000 Euro bei. Die Straßenanlieger müssen zusammen 38 500 Euro zur Finanzierung des Projektes stemmen, sodass der Eigenanteil der Stadt Boppard immer noch knapp 700 000 Euro ausmacht. So viel hat bisher die Stadt bei einer Fläche von 1250 Quadratmetern noch nie für die Gestaltung eines Platzes ausgegeben. “Mit dem Nachbarplatz haben wir die Initialzündung für die Revitalisierung des Ortskerns”, erklärte Bersch. “Als nächstes muss die Öffnung zum Rhein mit Umgestaltung der Bundesstraße 9 folgen.”
Staatssekretär Roger Lewentz gratulierte zu dem neuen Platz und erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass bei der Stadtsanierung und Dorferneuerung das Mittelrheintal in den vergangenen Jahren einen großen Aufschwung erlebt habe. Als Zeichen der Verbundenheit überreichte er Ortsvorsteher Wolfgang Spitz die Landesfahne. Im Anschluss segnete Pastor Monsignore Carl Ursprung den Platz ein.
Das Mittelrheinische Jugendblasorchester Bad Salzig, der Fanfarenzug Grün-Weiß Bad Salzig, der Musikverein Rheinklang Bad Salzig und die Feuerwehrkapelle des Löschzuges Bad Salzig spielten im Anschluss auf. Zufrieden ist auch Konditormeister Bruno Volk, der neben seinem Betrieb mit kleinem Stehcafé nun auch eine tolle Außenbewirtung anbieten kann. Die Gäste nehmen das Angebot dankbar an. Bad Salzig hat mediterranes Flair bekommen. Die Kinder freuen sich am Wasserspiel.
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Mittwoch, 23. September 2009
Boppard sehnt sich nach den Häuslebauern
73 Grundstücke im Buchholzer Wohngebiet an der Casinostraße sind zu haben – Stadtrat hält an vorgeschriebenen Mehrfamilienwohnhäusern fest
Neue Bürger braucht die Stadt. In Buchenau und Buchholz sollen neue Wohngebiete den Bevölkerungsrückgang stoppen. Aus dem Verkauf von Bauplätzen erwartet die Stadt Boppard dringend benötigtes Geld. In Buchholz sind Vermarktungserlöse für dieses Jahr fest eingeplant. Aber die Rechnung wurde ohne den Wirt gemacht.
BOPPARD. Die Erschließung des Neubaugebietes “Casinostraße/Herrenstücke” in Buchholz ist bereits in vollem Gange, aber es fehlt an Bauwilligen. Um die Vermarktung der 73 Bauplätze zu forcieren, wollte die Bopparder Stadtverwaltung im gesamten Areal den Bau von Einfamilienhäuser ermöglichen und empfahl dem Stadtrat, den Bebauungsplan dahingehend zu ändern, dass in den ersten Baureihen an der Casinostraße nicht mehr zwingend Mehrfamilienwohnhäuser vorgeschrieben sind. Doch die Stadtratsmehrheit aus CDU, Grünen und FWG lehnte nach längerer Diskussion das Ansinnen der Verwaltung ab. Die Abstimmung ergab 16 Nein-, 14 Ja-Stimmen und eine Enthaltung. Es bleibt bei der im Bebauungsplan festgeschriebenen verdichteten Bebauung an der Casinostraße.
Buchholz war Anfang des neuen Jahrtausends die Bopparder Boom-Town. Zwei Neubaugebiete sorgten für starkes Bevölkerungswachstum. Doch sobald die Wohngebiete besiedelt waren, drehte sich der Spieß um. Seit drei Jahren verliert der Höhenstadtteil an Einwohnern. 2006 hatte Buchholz 2695 Einwohner, jetzt (Stand Ende Juni) sind es nur noch 2562.
Durch das recht große Neubaugebiet nördlich der Casinostraße soll Buchholz wieder zum boomenden Bopparder Stadtteil werden. Das neue Einkaufszentrum ganz in der Nähe mit der direkten Anbindung an die Hunsrückhöhenstraße fördert zeitgleich die Aufwertung des Höhenstadtteiles.
Aber wer will schon mitten in der Krise Häuslebauer werden? Die Nachfrage nach Bauplätzen in dem Areal lässt stark zu wünschen übrig. Es gibt zwar 21 Interessenten, die ihre Bereitschaft, einen Bauplatz zu erwerben, schriftlich bekundet haben, aber noch ist kein einziger Vertrag unter Dach und Fach.
Bürgermeister Walter Bersch und Ortsvorsteher Peter Gipp (beide SPD) hätten gerne die in den ersten Baureihen vorgeschriebene Bebauung mit Mehrfamilienhäusern vom Tisch gehabt. “Im ländlichen Raum gibt es derzeit keine Nachfrage nach Mietshäusern”, sagte Bersch. In Buchholz habe sich die Situation dadurch verschärft, dass zurzeit 30 Wohnungen leerstehen. Dagegen gebe es so gut wie keine unbewohnten Einfamilienhäuser. Während sich also Einfamilienhäuser, auch Altbauten, recht gut vermarkten ließen, hapere es an der Nachfrage nach Miets- und Eigentumswohnungen.
Die Vorschrift im derzeitigen Bebauungsplan, an der Casinostraße nur dreigeschossige Vier-Familienhäuser zuzulassen, schade der Vermarktung der Grundstücke für Einfamilienhäusern, ist die Erfahrung von Gipp. “Wenn solche Kisten hier stehen, will ich hier nicht bauen”, habe er des öfteren zu hören bekommen.
Die Stadtratsmehrheit sah dies anders. Es gebe keinen Grund, den Bebauungsplan zu ändern, meinte Reimund Möcklinghoff (CDU). Wir wollen eine verdichtete Bebauung an der Casinostraße, weil sie dort sehr gut hinpasst. Derzeit gebe es weder für Einfamilienhäuser noch für Mehrfamilienhäuser eine Nachfrage.
Klaus Brager von den Grünen stellte das Neubaugebiet grundsätzlich in Frage. “Wir waren von Anfang an dagegen”, sagte er vor dem Stadtrat. Seine Fraktion sehe in der Stadt Boppard keine Nachfrage nach neuem Wohnraum. “Mit diesem Baugebiet hinken wir 20 Jahre hinter der Entwicklung hinterher.” Aber wenn das Baugebiet schon erschlossen werde, sei eine verdichtete Bebauung aus ökologischer und städtebaulicher Sicht allemal besser als die reine Bebauung mit Einfamilienhäusern.
Die Stadtratsmehrheit ließ sich auch nicht von Berschs Argument beeindrucken, dass aufgrund der ausbleibenden Verkaufserlöse im Haushalt fest eingeplante zwei Millionen Euro an Einnahmen fehlen.
Der Bebauungsplan “Casinostraße/Herrenstücke” ist am 25. Januar 2008 in Kraft getreten. Zurzeit ist die Erschließung aller 73 Bauplätze in vollem Gange. Ein erschlossenes Grundstück kostet je nach Lage zwischen 70 und 80 Euro pro Quadratmeter. Die Durchschnittsgröße eines Bauplatzes beträgt 800 Quadratmeter.
2002 hat die Stadt die Grundstücke für 15 Euro pro Quadratmeter gekauft und damit in die Wege geleitet, was bereits in den 60er-Jahren geplant war. Aber damals war keine Verkaufsbereitschaft bei den Bürgern vorhanden. Wolfgang Wendling
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Donnerstag, 24. September 2009
Noch kein Beschluss zum Bad
Bopparder Stadtrat entscheidet in Sondersitzung über Römertherme
BOPPARD. Die Öffentlichkeit war ausgeschlossen, als der Stadtrat über die Bopparder Gretchenfrage debattierte: Wie hältst Du”s, Stadt, denn nun mit der Römertherme? Wird sie überhaupt gebaut? Wenn ja, wann geht es los? Welche Hürden sind noch zu überwinden? Scheitert der Bau am Ende an der Bopparder Finanzmisere? Fragen über Fragen.
Warum wird das Thema nicht öffentlich behandelt?, wollte FWG-Ratsmitglied Jürgen Schneider zu Beginn der öffentlichen Sitzung wissen. Weil Einzelheiten des Vertrages zwischen der Stadt Boppard und der Firma Montemare zur Sprache kommen könnten, die der Geheimhaltung unterliegen, erwiderte Bürgermeister Walter Bersch.
Eine Entscheidung über das Projekt hat der Stadtrat nicht getroffen, teilte der Bürgermeister auf Anfrage unserer Zeitung mit. Das soll in einer (nichtöffentlichen) Sondersitzung des Stadtrates geschehen, an der auch Experten teilnehmen.
Fachleute einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft sollen jetzt die Fraktionen in allen wichtigen Fragen zur künftigen öffentlich-privaten Partnerschaft zwischen der Stadt Boppard und – höchst wahrscheinlich, wenn auch noch nicht definitiv geklärt – dem Unternehmen Montemare beraten. Die Mitglieder des Stadtrates wollen Klarheit gewinnen durch Einblick in alle Details, um zu vermeiden, dass sich die Stadt mit dem 17-Millionen-Projekt in ein finanzielles Abenteuer stürzt.
Das Konzept des Schwimmbades steht seit Jahren fest und wurde vom Stadtrat auch so beschlossen. Es wird eine GmbH gegründet, an der die Stadt mit 51 Prozent die Mehrheit der Anteile hält. Den Geschäftsführer stellt der private Partner. Die GmbH baut und betreibt die Römertherme. Der Bau erfolgt mit Fremdkapital, wobei die Stadt Boppard bereits mit drei Millionen Euro in Vorleistung getreten ist: Gut 1,6 Millionen kosteten die Thermalbohrung und der Bau des Brunnens, 1,4 Millionen kosteten die bisherigen Gutachten und Planungen. Bleiben also 14 Millionen, die zu finanzieren sind. Trotz aller Unabwägbarkeiten geht Bersch davon aus, dass noch in diesem Jahr der Startschuss für den Bau der Römertherme fällt. (ww)
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Samstag, 26. September 2009
Kulturfestival geht in die zweite Runde
Anspruchsvolles Theater steht auf dem Plan
BOPPARD. Nach der erfolgreichen ersten Spielzeit des Kulturfestivals Boppard im Frühjahr dieses Jahres findet am 30. Oktober die Premiere der zweiten Spielzeit statt. Neben bekannten Theaterstücken wie “Don Carlos” von Friedrich Schiller, “Der Geizige” von Jean Baptiste Molière und “Ende gut, alles gut” von William Shakespeare stehen mit der “Feuerzangenbowle” und “Cocktail für eine Leiche” erstmals eine Komödie und ein Kriminalstück auf dem Spielplan.
“Die zahlreichen begeisterten Zuschauer im März dieses Jahres haben gezeigt, dass wir mit der Ausrichtung des Festivals auf anspruchsvolles Theater richtig liegen”, so Bürgermeister Dr. Walter Bersch. Daran soll auch weiterhin angeknüpft werden. Mit der Württembergischen Landesbühne Esslingen, dem Westfälischen Landestheater, der Landesbühne Rheinland-Pfalz, dem Landestheater Württemberg-Hohenzollern und der Bremer Shakespeare Company stehen fünf neue Theater auf dem Spielplan, die in der ersten Spielzeit noch nicht dabei waren. Außerdem wird die Rheinische Kammeroper, ein junges Kölner Orchester, am ersten Advent-Wochenende die Märchenoper “Hänsel und Gretel” aufführen – eine Hommage an Engelbert Humperdinck, der einige Jahre in Boppard lebte und wirkte. Auch das junge Publikum wird in der zweiten Spielzeit auf seine Kosten kommen: Mit “Die neuen Leiden des jungen W.”, einem Schauspiel nach dem Roman von Ulrich Plenzdorf, kommt ein Kultstück zur Aufführung, das seit seiner Uraufführung im Jahre 1972 unzählige Jugendliche und junge Erwachsene in seinen Bann gezogen hat.
Daneben bietet das Kulturfestival eine kulinarische Neuerung: Erstmals bereiten zwei Bopparder Gastronomen zum Kulturfestival ein Menü, das ab 18 Uhr im Kleinen Saal der Stadthalle serviert wird.
Tickets fürs Kulturfestival gibt es im Internet unter www.boppard-stadthalle.de oder in der Tourist Information Boppard. Nähere Infos gibt es im Programmheft, das in der Tourist Information und der Stadtverwaltung Boppard ausliegt oder im Internet bestellt werden kann.
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Dienstag, 20. Oktober 2009
Drachen bauen, statt von der Glotze sitzen
Die Stadt Boppard bietet in diesem Jahr erstmals ein Betreuungsangebot in den Herbstferien an – 90 Kinder tollen ums Haus Niederburg herum
Kinderferienaktionen haben in der Stadt Boppard Tradition. In diesem Jahr ist das Angebot auch auf die Oster- und Herbstferien ausgedehnt worden. Nachdem im Frühjahr die Jugendbegegnungsstätte den Anfang gemacht hat, hat in den Herbstferien jetzt das Haus Niedersburg mit 23 Betreuern die Organisation übernommen.
BOPPARD. Die Stadtverwaltung Boppard, die evangelischen Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung Haus Niedersburg und das Kreisjugendamt bieten erstmals eine Herbstferienaktion an der Fritz-Straßmann-Schule in Boppard an. Bis zum 23. Oktober werden hier täglich rund 90 in der aus Boppard und den umliegenden Ortsbezirken von der Gelegenheit Gebrauch machen. Um den Jungs und Mädchen aus der Umgebung die Teilnahme zu ermöglichen, wurde ein Shuttle-Service mit Kleinbussen organisiert.
Die Helfer haben für die Woche ein pralles Programm auf die Beine gestellt: Die Schüler können Drachen bauen, Batiken, auf einem Parcours radeln, Tischtennis spielen, Jazz tanzen und Gipsmasken herstellen. Zudem stehen Filzen, Gruppenballspiele und Schwimmen auf der Tagesordnung. Ganz Sportliche dürfen den Klettersteig im Bopparder Hamm bezwingen. Als Alternativen für diejenigen, die lieber die zweite Ferienwoche ruhiger verbringen möchten, gibt es Spiele wie Riesen-Mikado.
“Wir haben Kompetenzen in der Jugendarbeit, die wir gerne weitergeben möchten,” erklärt die Leiterin des Hauses Niederburg, Ulrike Hirsch, die Gründe, an der Aktion mitzuwirken. Mit 23 Betreuern nehmen auch die Jugendlichen ihres Hauses an der Aktion teil.
Da die Hälfte der betreuten Kinder berufstätige Eltern hat, wurde eine Frühbetreuung ab 8 Uhr eingerichtet. “Um 10 Uhr gibt es ein gesundes Frühstück. Für das tägliche warme Mittagessen, das die Stiftung Bethesda anliefert, bringen die Kinder einen Eigenanteil von zwei Euro mit. Am Nachmittag gibt es für jeden noch eine Portion Obst”, erklärt Organisatorin Ellen Minning. Den Rest schultern Kreisjugendamt und Stadt. “Eine Woche vor dem PC oder dem Fernseher reichen”, findet Ellen Minning. Der Bopparder Bürgermeister Walter Bersch pflichtet bei. “Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für unsere moderne Gesellschaft unerlässlich. Sonst leiden darunter in erster Linie die Kinder, in zweiter Linie die Frauen, die den größten Teil der Familienarbeit tragen.” Gerade bei den schulpflichtigen Kindern seien erste Defizite in der Erziehung erkennbar. “Darum wollen wir uns seitens der Stadt bemühen,” so Bersch. Momentan laufen schon die Planungen für die Oster- und Herbstferien 2010.
Suzanne Breitbach
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Samstag, 31. Oktober 2009
Boppard wird Top-Adresse für Beamte
Mainzer Innenminister Karl Peter Bruch hat Startschuss für Ausbau der Villa Belgrano zu einem Schulungszentrum gegeben Eines der schönsten Gebäude Boppards drohte in Schönheit zu sterben. Gerade noch zur rechten Zeit erkannte die Politik den hohen Nutzen der Villa Belgrano. Nach mehr als einem Jahrzehnt Leerstand wird dort der Boden für neues Leben bereitet. Das Konjunkturpaket macht”s möglich. BOPPARD. Der Startschuss für den Ausbau der Villa Belgrano in Boppard zu einem Seminarhaus der Kommunalakademie Rheinland-Pfalz ist gefallen. Der Gemeinde- und Städtebund (GStB) hat das denkmalgeschützte Gebäude vom Stiftungsklinikum Mittelrhein erworben und baut die frühere Kurklinik zu einem Tagungszentrum aus. Der Mainzer Innenminister Karl Peter Bruch enthüllte das Bauschild und stellte damit die Signale auf Grün. Das Projekt hat ein Gesamtvolumen von 3,2 Millionen Euro. Davon werden 90 Prozent aus dem Konjunkturpaket II finanziert. Die veranschlagten 320 000 Euro Eigenbeteiligung des Gemeinde- und Städtebundes fördert das Land Rheinland-Pfalz mit einem zinslosen Darlehen aus dem Sonderprogramm zum Konjunkturpaket, das erst ab 2012 getilgt werden muss. Beim ersten Spatenstich wurden jedoch Zweifel laut, dass die kalkulierten Finanzmittel für die Sanierung der Villa reichen. “Die Preise der Handwerker sind stark gestiegen”, sagte Architekt Johannes Götz. Das hängt mit dem durch das Konjunkturprogramm ausgelösten Nachfrageboom zusammen. Auch nehme die Denkmalpflege stärkeren Einfluss als erwartet, machte Götz deutlich. Zudem falle der Sanierungsaufwand deutlich höher aus. Boppard wird nun zur ersten Adresse für die Schulung und Weiterbildung von Kommunalpolitikern, Bediensteten öffentlicher Verwaltungen und kommunaler Einrichtungen sowie interessierten Bürgern. “Damit wird der Seminarstandort Boppard gestärkt”, sagte Bruch. Einen Schwerpunkt der Fortbildung bildet die Datenverarbeitung. Die 1890 im Neo-Renaissance-Stil am Beginn der Bopparder Rheinschleife errichtete repräsentative Gartenvilla ist idyllisch gelegen. Auch das Innenleben des künftigen Schulungszentrums passt sehr gut nach Boppard. Beherbergt doch die Stadt mit dem Staatlichen Institut für Lehrerfortbildung und der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung zwei bedeutende Weiterbildungseinrichtungen. Nicht weit entfernt befindet sich die Fachschule für öffentliche Verwaltung in Mayen. “Dies wird die Zusammenarbeit zwischen der Fachhochschule und der Kommunalakademie weiter vertiefen und fördern”, sagte der Innenminister. “Wir wollen mit der Villa neue Akzente in der Fortbildung setzen”, betonte der stellvertretende GStB-Vorsitzende Aloysius Söhngen. “Die Kommunalakademie wird dieses Haus mit Leben füllen”, freute sich deren Vorsitzender Joachim Streit auf die Aussicht, ein hochmodernes Seminarhaus in der denkmalgeschützten Hülle einer noblen Villa nutzen zu können. Wolfgang Wendling
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Freitag, 20. November 2009 Bürgermeister schaut mit Kindern ins Märchenbuch Das Märchen “Vom großen und kleinen Klaus” von Hans-Christian Andersen hatte sich Bürgermeister Dr. Walter Bersch ausgesucht, um es am bundesweiten Vorlesetag der “Stiftung Lesen” in der Kindertagesstätte in Buchholz vorzulesen. Schon fast ein Jahr kommen regelmäßig Eltern als sogenannte Vorlesepaten in die Kita. In dem gemütlich eingerichteten Bilderbuchraum lesen sie an bestimmten Tagen Abenteuergeschichten, Märchen oder sonstige interessante Kinderbücher vor. Dieses Mal genossen die Mädchen und Jungen es, einem männlichen Vorleser zuzuhören, denn diese sind nach wie vor in der Minderheit. Zuvor hatten die Wackelzähne der Kindertagesstätte noch Gelegenheit, Walter Bersch mit einem Lied zu begrüßen und ihn als Bürgermeister nach seinen Aufgaben zu befragen. |
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Mittwoch, 25. November 2009
In Boppard fehlen Millionen in der Kasse
Gewerbesteuereinnahmen auf Rekordtief – Kreisumlage lastet schwer – Stadt hat ihr Konto enorm überzogen – Stadtratsmehrheit übt Kritik
Die Stadt Boppard befindet sich in einer schwierigen Finanzlage. Die Einnahmen fallen noch niedriger aus als erwartet. Und die laufende Verwaltung sowie die anstehenden Großprojekte gehen ins Geld. So tat sich der Stadtrat schwer bei der Verabschiedung des Nachtragshaushaltes.
BOPPARD. Ein Negativrekord jagt in Boppard den nächsten: 10,5 Millionen Euro weniger Einnahmen aus der Gewerbesteuer als im Vorjahr. Einen solchen Einbruch in einem Jahr hat es in der Geschichte der Einheitsgemeinde noch nicht gegeben. Die zu erwartenden Gewerbesteuereinnahmen von 1,3 Millionen Euro sind “historischer Tiefstand”, wie Bürgermeister Walter Bersch bei der Stadtratssitzung kundtat.
Die 7,3 Millionen Euro, die Boppard an den Kreis abführen muss, ist der höchste Betrag, den eine Rhein-Hunsrück-Kommune jemals an Kreisumlage gezahlt hat. Mit 9 Millionen Euro wird Boppard demnächst sein Konto überzogen haben. Einen so hohen Kassenkredit über einen längeren Zeitraum gab es noch nie in der Stadt.
Der Bopparder Haushalt weist den außerordentlich hohen Fehlbedarf von 9,1 Millionen Euro aus. Dass die freie Finanzspitze so tief ins Minus rutschte, hängt auch mit dem Verlust fest einkalkulierter Grundstückserlöse im Buchholzer Neubaugebiet zusammen. Die Vermarktung der 73 Bauplätze geht schleppend voran. Erst 15 Grundstücke wurden veräußert. Das bedeutet einen Einnahmeverlust von 2,7 Millionen Euro.
Im nächsten Jahr schlägt der Kreis richtig zu. Der Hebesatz für die Umlage soll um 3,74 Prozent steigen. Laut Berechnung der Verwaltung müsste die Stadt dann 5,3 Millionen nach Simmern überweisen.
Die Verwaltung schlug vor, den Kreditrahmen für die Kassenkredite auf 15 Millionen Euro auszuweiten. Das lehnte die Stadtratsmehrheit aus CDU, Grünen und FWG ab. Sie setzte gegen die Warnung des Bürgermeisters 12 Millionen Euro als Grenze fest. Damit ist die Verwaltung gezwungen, so früh wie möglich den Haushalt 2010 vorzulegen.
Mit Mehrheit der drei Fraktionen strich der Stadtrat die Verpflichtungsermächtigung von 4 Millionen Euro für die Tiefgarage am Krankenhaus.
Auch grundsätzliche Kritik an den Großinvestitionen und dem Finanzgebaren des Bürgermeisters wurde laut. “Der Haushalt ist dramatisch. Wann treten wir endlich gemeinsam auf die Bremse?”, fragte Wolfgang Spitz (CDU).
Am weitesten in der Kritik ging die FWG. Deren Sprecher Jürgen Schneider forderte, den Bau der Tiefgarage zu verschieben, das Projekt “Kurfürstliche Burg” abzuspecken und den Bau der Römertherme ganz sein zu lassen. “Wir brauchen keinen Wellness-Tempel, sondern ein Schul- und Sportbad.” Spitz, Schneider und CDU-Fraktionschef Ludwig Höffling warnten vor einem allzu sorglosen Umgang mit den Kassenkrediten: Jetzt seien die Zinsen noch niedrig, aber das werde sich bald ändern.
SPD-Sprecher Hermann Noe und Jürgen Mohr (Bürger für Boppard) sahen im vorgelegten Nachtragsetat einen Beitrag, die Krise zu meistern. “Man darf sich in dieser Situation nicht von Investitionen verabschieden”, sagte Mohr. “Wir werden nicht den Schwanz einziehen”. Am Ende wurde der Nachtragsetat einstimmig verabschiedet.
Nach Ostern soll die Tiefgarage gemeinsam mit der Krankenhaus-Erweiterung ausgeschrieben werden, verkündete Bersch. 3,9 Millionen Euro soll das Projekt kosten. Nicht eingerechnet die Kosten für begleitende Maßnahmen. Wolfgang Wendling
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Mittwoch, 25. November 2009
Hallenbad Boppard ab Ostern zu
Hat die Stadt bald keine Schwimmstätte mehr? – Römertherme umstritten
BOPPARD. Spätestens Ostern 2010 wird das Bopparder Hallenbad geschlossen. Diesen nichtöffentlichen Beschluss des Hauptausschusses machte Bürgermeister Walter Bersch am Montagabend im Stadtrat publik.
Da das Freibad bereits während des Sommers dicht war, verfügt die Tourismushochburg Boppard bald über kein Schwimmbad mehr, wenn nicht Abhilfe geschieht.
Die Römertherme Monte Mare steht seit geraumer Zeit in den Startlöchern. Aber noch ist über den Bau nicht entschieden. Am kommenden Montag will sich der Stadtrat in einer nichtöffentlichen Sondersitzung mit der Thematik befassen. Dann sollen Details des Vertrages zwischen Stadt und Monte Mare zwecks Gründung einer GmbH geklärt werden, sofern der Bau der Römertherme angesichts der schlechten Finanzlage der Stadt Boppard von der Mehrheit des Stadtrates überhaupt noch gewollt ist. Es kann durchaus passieren, dass am Montagabend das Ende des Monte-Mare-Bades besiegelt wird.
Und dann? “Es wird kein kommunales Versorgungsbad geben”, machte Bersch vorm Stadtrat deutlich. In den nächsten Jahren darf Boppard wegen der Finanzkrise keine Kredite für Investitionen aufnehmen, wenn nicht mindestens 60 Prozent der Kosten durch einen Zuschuss abgedeckt sind. So steht es in der Gemeindeordnung.
Eine bloße Sanierung der Schwimmbäder kostet laut der von Monte Mare 2006 vorgestellten Planung 4,6 Millionen Euro. Nach Berschs Auffassung wäre – unabhängig vom Nutzen – eine solche Investition gar nicht möglich. Wenn, wie vorgesehen, die GmbH das Bad baute, würden die Kosten von mindestens 16 Millionen Euro von der Gesellschaft ausschließlich mit Fremdkapital finanziert. Die Betriebskosten und der Kapitaldienst wären für die Stadt wesentlich geringer als das jährliche Defizit, das die Bäder in den vergangenen Jahren gemacht haben. (Bericht übers Schwimmbad folgt).
Die Großprojekte Burgsanierung und Bau der Tiefgarage können wie geplant über die Bühne gehen. (ww)
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Mittwoch, 2. Dezember 2009
Für Bersch ist Römertherme erledigt
Bopparder Stadtrat hat Entscheidung über Projekt bis zu den Etatberatungen vertagt – Hallenbad schließt in einigen Wochen
Eigentlich hätten die Bagger für den Bau der Bopparder Römertherme bald anrücken können: Denn die Baugenehmigung für das Großprojekt liegt vor. Aber die Arbeit am Schwimmbad in Buchenau wird so schnell nicht aufgenommen. Es gibt Zweifel, ob das Projekt überhaupt realisiert wird.
BOPPARD. Die Bopparder Römertherme wird vorerst nicht gebaut. Der Stadtrat konnte sich in der nicht öffentlichen Sondersitzung zu keiner Entscheidung dafür oder dagegen durchringen. Damit scheiterte Bürgermeister Walter Bersch mit seinem Antrag, den Vertrag mit Monte Mare und die Bauausführung zu beschließen.
Erst wenn der Haushalt 2010 vorliegt – so der weitere Bestandteil des Beschlusses vom Montag -, soll das Thema wieder dem Stadtrat zur Entscheidung vorgelegt werden.
Für Bersch ist der Vertagungsbeschluss “eine faktische Ablehnung”. Der Bürgermeister hält damit das Projekt Römertherme für erledigt, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung kundtat. Und wie geht es weiter? Darauf hat der Bürgermeister keine Antwort. Wie es aussieht, hat Boppard bald kein Schwimmbad mehr. “Wir schließen das Hallenbad in den nächsten Wochen”, sagt Bersch. Die marode Wasseraufbereitungstechnik lasse mittlerweile keine andere Möglichkeit mehr zu. Das Gesundheitsamt habe immer wieder die Stadt ermahnt, bei der Wasserqualität die Grenzwerte einzuhalten.
In der Ratssitzung am Montag waren auch Vertreter einer beauftragten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft anwesend. Sie würden – so Bersch – die jährliche finanzielle Belastung der Stadt Boppard für die Römertherme höher einstufen, als die Firma Monte Mare dies in ihrer Analyse getan habe. Die skeptischere Beurteilung habe auch Baukostensteigerungen und jährliche Instandhaltungskosten berücksichtigt. Den Haushaltsentwurf 2010 will die Verwaltung im ersten Quartal 2010 vorlegen. Bersch ist sicher, dass es dann “keine neuen Erkenntnisse” geben wird. Die Haushaltslage werde sich bis dahin nicht verbessern. In diesem Jahr werde sie sich erheblich verschlechtern, weil die Stadt nicht wie vorgesehen 1,9 Millionen vom drei Millionen Euro umfassenden Landeszuschuss vereinnahmen kann. Sollte das Projekt Römertherme platzen, sind die drei Millionen futsch, macht Bersch deutlich.
Wolfgang Wendling
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Donnerstag, 10. Dezember 2009
Bürger trommeln für Römertherme
Am Dienstagabend trat in der Stadthalle Initiative ins Leben – Mit einem Entscheid soll das Projekt verwirklicht werden
Viel Wasser wird noch den Rhein hinablaufen, bevor das Projekt “Römertherme” Wirklichkeit wird. Dass die Römertherme Monte Mare rasch gebaut wird, dafür wollen SPD, BfB und FDP gemeinsam mit zahlreichen Bürgern sorgen.
BOPPARD. 237 Bopparder haben sich gleich zum Start der Bürgerinitiative “Pro Schwimmbad, Pro Römertherme” für das Vereinsziel ausgesprochen: Die Stadtverwaltung wird beauftragt, unverzüglich den Bau der Römertherme entsprechend der vorliegenden Baugenehmigung vorzubereiten.
Etwa 200 Bürger waren am Dienstagabend zur Gründungsversammlung der Bürgerinitiative in die Bopparder Stadthalle gekommen. 100 von ihnen erklärten spontan ihren Beitritt, 87 beantragten namentlich die “Durchführung eines Bürgerentscheids” gemäß §17a der Gemeindeordnung. Gestern Morgen bei Dienstbeginn trafen bei der Stadtverwaltung noch zehn weitere Listen mit je zehn Unterschriften für den Bürgerentscheid pro Römertherme ein. Die Stadtverwaltung muss laut Gemeindeordnung die “Gültigkeit der Eintragungen in den Unterschriftenlisten” prüfen.
Jetzt müssen noch 1663 Wahlberechtigte aus der Stadt Boppard das Bürgerbegehren unterzeichnen, um das erforderliche Quorum von 15 Prozent – das sind 1930 Wahlberechtigte – zu erreichen. Ob das Bürgerbegehren zulässig ist, darüber entscheidet schließlich der Stadtrat.
Für den Bürgerentscheid ist dann eine Wahlbeteiligung von 30 Prozent, das sind 3860 Wähler, erforderlich. Wenn von ihnen die Mehrheit mit “Ja” stimmt, muss die Römertherme, so wie sie geplant und genehmigt ist, gebaut werden. Der Stadtrat könnte dann frühestens in drei Jahren die Entscheidung pro Römertherme abändern.
Bürgermeister Walter Bersch stellte eineinhalb Stunden lang die Pläne vor. Laut Kostenkalkulation müssen alles in allem 17,6 Millionen Euro für das Projekt aufgewendet werden. Davon wurden 3,4 Millionen bereits für die Thermalbohrung und die Planung ausgegeben. Das Land gewährt einen Zuschuss von drei Millionen Euro – aber nur für die Römertherme und nicht für den Bau eines Nullachtfünfzehn-Bades und auch nur dann, wenn bis spätestens Ostern das Projekt an den Start geht, sagte Bersch.
Die Bürgerinitiative will in den nächsten Wochen die nötigen Unterschriften zusammentrommeln. Zum Vorsitzenden wurde Reinhold Koch gewählt. Sein Stellvertreter ist Daniel Thomas Geis. Er hatte am 29. November auf der Internetplattform “Wer-kennt-wen” die Gruppe “Rettung Projekt Römertherme Boppard” gegründet und bis gestern Abend 600 Befürworter um sich geschart. Beisitzer sind Martin Strömann, Klaus Lubischer, Peter Ginzel, Otto May, Martin Weinand, Ingo Schwanenberger, Joachim Noll, Harald Düster und Andreas Carbach.
Wolfgang Wendling
Die Bürgerinitiative hat eine Homepage unter der Adresse www.pro-roemertherme.de eingerichtet. Dort erfährt man auch, wo die Unterschriftenlisten ausliegen.
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Freitag, 11. Dezember 2009
Römertherme sorgt schon für volle Ränge
Einwohnerversammlung in Boppard lockt rund 200 Zuhörer in die Stadthalle – Bei Diskussion um Millionenprojekt kam es zum Schlagabtausch
Einwohnerversammlungen gehören in der Stadt Boppard zum guten Ton. Doch selten war das Interesse so groß wie diesmal. Schließlich ging es auch um die Römertherme.
BOPPARD. Die größte Einwohnerversammlung in der Geschichte der Stadt Boppard entwickelte sich zum politischen Schaukampf. Die Stadthalle war mit mehr als 200 Zuhörern gefüllt, als Bürgermeister Dr. Walter Bersch über die anstehenden Großprojekte der Stadt Boppard berichtete.
Intensiv beleuchtete er die Finanzen der Stadt. “Die geplanten Investitionen sind nicht nur für den Moment, sondern für die nachfolgende Generationen,” nahm er Bezug auf die Planungen für die Sanierung der Alten Burg, das Projekt Tiefgarage am Karmelitergebäude und nicht zuletzt auf das zentrale und in den vergangenen Tagen heiß diskutierte Schwimmbadprojekt “Römertherme”.
Nach den Ausführungen des Bürgermeisters meldete sich der CDU-Fraktionsvorsitzende Ludwig Höffling zu Wort. “Wir haben ein Ausgabenproblem. Wenn wir schlaue Räte gewesen wären, hätten wir anders gewirtschaftet”, führte er aus und konkretisierte dabei die fehlenden Rücklagen der Stadt Boppard. Jürgen Schneider (FWG) sprach von einer soliden Finanzierung, die beim 20 Millionen teuren Badprojekt fehle, zumal die Stadt Boppard laut Vertragsentwurf alleine haften müsse. “Das Sparschwein ist geschlachtet, nachfolgende Generationen werden bluten”, machte er seinen Bedenken Luft.
Klaus Brager (Grüne) forderte den Bürgermeister auf, alle Fakten auf den Tisch zu legen und eine offene Diskussion zu führen. Hans-Otto May (Bürger für Boppard) verglich die derzeitige Schwimmbadsituation mit einem Fußballspiel. “Wir schieben den Ball im Mittelfeld rum und finden kein Tor.”
Die Bürger nutzten ausführlich die Möglichkeit, sich näher zu informieren, wobei das komplexe Zahlenwerk manchen reichlich irritierte. Nach dreieinhalb Stunden gingen die Bürger mit neuen Erkenntnissen und Eindrücken nach Hause.
Mit dem Aufruf Harald Düsters, Mitglied der Bürgerinitiative “Pro Römertherme”, möglicherweise in der am kommenden Montag stattfindenden Stadtratssitzung die Tagesordnung um den Punkt “Römertherme” zu erweitern, endete der Abend. Damit könne vor dem Jahreswechsel ein Ergebnis erzielt werden, das die Zuschüsse in Millionenhöhe sichere. Dafür wurde er von den Anwesenden mit viel Applaus bedacht.
Suzanne Breitbach
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Mittwoch, 30. Dezember 2009
Römertherme: “Tolles Angebot für Boppard”
Generalbetriebsleiter von Monte Mare sieht in dem Projekt erhebliche Chancen für die Stadt bei geringen Risiken – Kai Steuernagel im RHZ -Gespräch
Noch niemals zuvor hat ein kommunalpolitisches Projekt in Boppard dermaßen für Diskussionsstoff gesorgt wie die Römertherme. Die Fronten im Stadtrat sind klar. Eine haudünne Mehrheit lehnt den Bau der Römertherme zum jetzigen Zeitpunkt ab. Sie bekommen Druck von vielen Boppardern, die sich in der Bürgerinitiative pro Römertherme engagieren. Wie ist eigentlich die Position von Monte Mare in der derzeitigen politisch aufgeladenen Stimmung? Das fragen sich viele Bürger. Wir geben die Antworten.
BOPPARD. Die Firma “Monte Mare” steht uneingeschränkt hinter dem von ihr gemeinsam mit der Stadt Boppard entwickelten Konzept der “Römertherme”. Die Rengsdorfer Unternehmensgruppe ist vom Erfolg des Vorhabens überzeugt. Die künftigen Bopparder Bäder werden innerhalb der Unternehmensgruppe Vorzeigecharakter haben, sagte Kai Steuernagel, Generalbetriebsleiter von Monte Mare und Mitglied der Geschäftsführung, im Gespräch mit unserer Zeitung. Hier das Interview im Wortlaut:
Herr Steuernagel, mit der geplanten Römertherme könnte sich Boppard wegen akuter Finanznot verheben, befürchtet die Mehrheit des Stadtrates. Haben Sie Verständnis für solche Ängste?
Steuernagel: Für diese Ängste habe ich natürlich Verständnis. Hierbei sollte man allerdings nicht den Fehler machen, sich bei allen Entscheidungen ausschließlich von der aktuellen Wirtschaftskrise beherrschen zu lassen, zumal die Stadt Boppard ja nicht nur im Sinne der eigenen Haushaltskonsolidierung handeln darf, sondern ganz entscheidend die Weichen für die zukünftigen Rahmenbedingungen des Wirtschaftsstandortes Boppard zu stellen hat. Diese Aufgabe geht weit über eine isolierte Betrachtung der Römertherme hinaus. Bedauerlich ist die Tatsache, dass diese diffusen Ängste eine nüchterne und sachliche Betrachtung der Chancen und Risiken des Projektes verhindern, und gegen Gefühle haben Argumente nur selten Bestand. Das Konzept der Bopparder Römertherme basiert auf sehr vorsichtigen Besucherzahlen und absolut seriösen internen Kennzahlen. Dies haben die beiden Plausibilitätsgutachten eindeutig ergeben. Die Projektrisiken sind gering und die Chancen erheblich.
Wie kommen Sie zu der Annahme, dass über 200 000 Menschen im Jahr die neuen Bopparder Bäder besuchen?
Entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg ist die Akzeptanz des Thermalbades und Sauna-Wellnessbereiches. Natürlich ist auch das Freibadangebot und das Schul- und Vereinsschwimmen (insbesondere DLRG) wichtig, aber weniger für die Ertragskraft des Gesamtkonzeptes von Bedeutung. Für das Thermalbad (123 000 Gäste) und den Sauna-Wellnessbereich (60 000 Gäste) haben wir im Rahmen einer vorliegenden Standortanalyse insgesamt 183 000 Gäste pro Jahr ermittelt. Beide Angebote sind absolut zukunftsweisend, weil die Entwicklungen der gesicherten Veränderungen in unserer Gesellschaft (demografischer Wandel) genau dem Freizeitbedürfnis dieser zahlenmäßig wachsenden Zielgruppe entsprechen. Die Thermalquelle ist diesbezüglich als Imageträger genauso wertvoll wie als Wärmequelle.
Mal angenommen, die Römertherme hat die erwarteten Besucherzahlen : Wie viel Geld muss Ihrer Meinung nach die Stadt Boppard Jahr für Jahr in die GmbH stecken?
Das Konzept basiert auf einem festen Betriebskostenzuschuss in Höhe der bisherigen Haushaltsbelastung der Stadt Boppard für ihre Bäder von 640 000 Euro im Jahr. Je nach Ertragssituation des Bäderbetriebes reduziert sich dieser Betrag durch die Erfolgsbeteiligung noch erheblich – und zwar bis dahin, dass eine Halbierung absolut realistisch ist. Die vorliegenden vorsichtigen Wirtschaftlichkeitsprognosen, weisen – je nach Szenario – einen operativen Überschuss von 350 000 bis 850 000 Euro aus. Das Modell der Erfolgsbeteiligung ist bisher noch nicht abschließend verhandelt worden. Dies bedeutet, dass selbst bei deutlich geringeren Besucherzahlen die Stadt Boppard keinen höheren Zuschuss leisten müsste, allerdings würde dann natürlich die Erfolgsbeteiligung geringer ausfallen.
Was ist, wenn nur 100 000 Besucher kommen?
Unser Worst-Case-Szenario endet bei 155 000 Euro (105 000 Thermalbad und 50 000 Sauna-Wellnessbereich) und weist noch einen Überschuss von rund 350 000 Euro aus. Bei insgesamt 100 000 Gästen im Jahr könnten wir kaum eine Erfolgsbeteiligung bezahlen, sodass es bei der Haushaltsbelastung von 640 000 Euro für die Stadt Boppard bleiben würde.
Es heißt, die Stadt Boppard trägt das alleinige wirtschaftliche Risiko für die neue Schwimmbadgesellschaft. Welches Risiko geht denn Monte Mare beim Engagement in Boppard ein?
Die Stadt Boppard ist und bleibt letztendlich Eigentümer der Anlage und profitiert sowohl im Rahmen der sozialen Daseinsvorsorge als auch von der strukturellen und wirtschaftlichen Strahlkraft des Projektes. Neben der Kapitaleinlage als Anteilseigner der Gesellschaft – hier steht ein Betrag zwischen 300 000 und 500 000 Euro im Raum – steht Monte Mare mit dem gesamten Renommee der Unternehmensgruppe hinter dem Projekt. Wer die aktuelle Diskussion aufmerksam verfolgt, wird leicht nachvollziehen können, dass gerade die Seriosität unseres Unternehmens in diesem sensiblen Umfeld von überragender Bedeutung ist. Ein beschädigter Ruf würde uns in existenzieller Form – weit über den Standort Boppard hinaus – treffen. Da sämtliche Grundlagen des Konzeptes nach dem Vorsichtigkeitsprinzip ermittelt wurden, schätzen wir die Projektrisiken als sehr gering für beide Partner ein.
In Boppard ist immer wieder der Einwand zu hören, die Römertherme, so wie sie geplant ist, habe für Jugendliche nichts zu bieten. Das hat Bürgermeister Dr. Walter Bersch sogar indirekt bestätigt. Wie sehen Sie das?
Die Römertherme ist eindeutig als Erholungs- und Gesundheitsbad positioniert und insofern nicht das klassische Angebot für Jugendliche. Daneben gilt es, den Ansprüchen für Schul- und Vereinsschwimmen (DLRG) gerecht zu werden. Das Freibad ist sicherlich auch für Jugendliche attraktiv. Die Bäderlandschaft befindet sich im radikalen strukturellen Wandel. Wer, wie es oft in guter Absicht geschieht, reflexartig soziale Angebote für Familien, Kinder und Jugendliche einfordert, verkennt leider die Realität. Gerade die Erlebnisbäder müssen den Niedergang ihrer Besucherzahlen feststellen. Die heutige Jugend hat sicherlich viele Interessen, Erlebnisbäder gehören zunehmend nicht mehr dazu. Dies so offen zu bekennen, mag vielleicht nicht in das Weltbild diverser Interessengruppen passen, das ändert jedoch nichts an den Fakten.
Der Bereich Sauna/Wellness ist ziemlich dominant bei der Römertherme. Kommt da der normale Schwimmbetrieb nicht etwas zu kurz?
Im Vergleich zu dem vorherigen funktionalen Sporthallenbad ist das neue Angebot ein Kompromiss. Allerdings hat Bürgermeister Bersch deutlich signalisiert, dass insbesondere im Bereich des Schul- und Vereinsschwimmens (DLRG) keinerlei Abstriche akzeptiert werden. Auch der Gast, der nur seine “Bahnen ziehen” möchte, wird dies in der Römertherme tun können. Dem Grunde nach wird das Gesamtkonzept von den Erträgen des Sauna- und Wellnessbereiches getragen, davon profitiert dann auch das Freibad. Deshalb muss dieser Bereich einen relativ breiten Raum einnehmen.
War es wirklich nötig, für 1,9 Millionen Euro nach Thermalwasser zu bohren, zumal sich dieses Wasser nicht zum Schwimmen eignet?
Uneingeschränkt ja. Die Thermalquelle ist sowohl als Wärmequelle als auch für die Positionierung als Gesundheitsbad segensreich. Auch wenn das eigentliche Sportschwimmen in “normalem Wasser” stattfindet, laden die übrigen Becken eher zum Baden und Verweilen ein. Das Thermalwasser aus rund 700 Metern Tiefe wird derart aufbereitet, dass es seine optimale gesundheitsfördernde Wirkung entfalten kann. Außerdem ist es gerade in der heutigen energiesensiblen Zeit ein tolles Gefühl, die üppige Wärme zu genießen, ohne damit die Umwelt zu belasten.
Welchen Standard wird die Römertherme in ihrer Unternehmensgruppe einnehmen?
Die Römertherme wird eine absolute Sonderrolle einnehmen. Nach unserer Einschätzung wird das Konzept Modellcharakter für viele Städte sein, die händeringend nach haushaltsverträglichen Lösungen für ihre Bäder suchen. Hinzu kommt die Nähe zu unserer Zentrale in Rengsdorf und die damit verbundene Möglichkeit, einen Vorzeigebetrieb “um die Ecke” zu haben.
Wenn Sie Bopparder Bürger und ein gelegentlicher Schwimmbadbesucher wären, sprächen Sie sich für die Römertherme aus ?
Auch wenn man mir nur schwer eine objektive Sichtweise zugestehen kann – ganz klar ja. Die Stadt Boppard erhält ein tolles Angebot, welches weit über den Badbetrieb hinaus für den Standort wertvoll ist. Die Belastungen des kommunalen Haushaltes werden im Vergleich zur Vergangenheit deutlich reduziert, hierbei ist der Millionenaufwand für die Sanierung der Altanlagen noch nicht einmal mit berücksichtigt. Vordergründig wäre die ersatzlose Schließung der Bäder die haushaltsverträglichste Lösung. Allerdings würde damit eine Abwärtsspirale initiiert, die den gesamten Wirtschaftsstandort Boppard in elementarer Form schädigt. Die Politik ist gerade für die Gestaltung von Rahmenbedingungen verantwortlich. Antizyklisches Verhalten – das bedeutet: Investieren in der Krise – fällt immer schwer, nur, was ist die Alternative?
Das Gespräch führte Wolfgang Wendling
Nur eine kurze weihnachtliche Verschnaufpause hatte das Politikum ” Bopparder Römertherme”. Die Bürgerinititiative trommelte fast ohne Unterlass für ihr Anliegen. Derweil werden in der Stadtpolitik die Weichen für den Tag der Entscheidung gestellt.
BOPPARD. Gibt der Bopparder Stadtrat nun doch grünes Licht für den Bau der Römertherme? Jedenfalls präsentiert Bürgermeister Walter Bersch in der öffentlichen Sitzung am Montag, 11. Januar, 18 Uhr, einen entsprechenden Beschlussvorschlag.
Die Ratssitzung kommt wegen des Anliegens der Bürgerinitiative “Pro Schwimmbad, Pro Römertherme Boppard” zustande. Listen mit 2950 Unterschriften wurden zu Wochenbeginn der Stadtverwaltung übergeben. Damit plädieren rund 23 Prozent der wahlberechtigten Bopparder für den unverzüglichen Bau der Römertherme.
Jetzt muss die Verwaltung prüfen, ob kein Unterzeichner doppelt unterschrieben hat, ob alle ihren Wohnsitz in Boppard haben und ob die Unterzeichner mindestens 18 Jahre alt sind. Denn nur wer auch für “normale” Wahlen stimmberechtigt ist, kann sich für die Durchführung eines Bürgerentscheides stark machen.
Selbst wenn einige Unterschriften nicht zählen sollten – das Quorum von 1930 Unterschriften – 15 Prozent der Bopparder Wahlberechtigten – hatte die Bürgerinitiative schon zehn Tage nach ihrer Gründung am 8. Dezember erreicht. Bis zum 23. Dezember kamen rund 2800 Unterschriften zusammen. Dies nahm Reinhold Koch, Vorsitzender der Bürgerinitiative, zum Anlass, beim Bürgermeister die Durchführung eines Bürgerentscheides gemäß Paragraf 17a der Gemeindeordnung zu beantragen.
Der Bürgerentscheid hat folgenden Gegenstand: “Die Stadtverwaltung wird beauftragt, unverzüglich den Bau der Römertherme entsprechend der vorliegenden Baugenehmigung vorzubereiten. Bau und Betrieb der Römertherme selbst sowie deren Finanzierung sollen durch die noch zu gründende GmbH erfolgen, wobei die Stadt Boppard mit 51 Prozent Mehrheitsgesellschafter sein soll. Die Stadt Boppard gibt im erforderlichen Ausmaß eine Bürgschaft für die durch den Landeszuschuss nicht abgedeckten Investitionskosten in der voraussichtlichen Höhe von 14,5 Millionen Euro ab.”
Den gleichen Wortlaut hat auch der Beschlussvorschlag, den Bürgermeister Walter Bersch dem Stadtrat vorlegt. Sollte der Stadtrat diesem Vorschlag zustimmen, hat sich das Anliegen der Bürgerinitiative erledigt. So hat es auch die Initiative festgelegt: “Dieser Bürgerentscheid wird hinfällig, wenn der Stadtrat Boppard die mit diesem Bürgerbegehren verlangte Maßnahme umfassend oder mit lediglich unwesentlichen Abweichungen beschließt.”
Sollte der Stadtrat nicht zustimmen, hat er das zu tun, was Paragraf 17a der Gemeindeordnung verlangt: Er muss “nach Anhörung der das Bürgerbegehren vertretenden Personen” über die Zulässigkeit des Bürgerbegehrens entscheiden. Dabei dürfen nur formale Kriterien eine Rolle spielen. Gegenstand des Bürgerbegehrens muss eine “wichtige Angelegenheit” sein.
Gibt der Stadtrat sein Plazet, erfolgt die öffentliche Bekanntgabe. Nach frühestens 48 Tagen kommt es dann zum Bürgerentscheid. Als Termin wurde schon mal der 14. März festgelegt. Dieser “Wahltag” würde die Stadt 46 000 Euro kosten – zusätzliche Ausgaben für Personal nicht mitgerechnet. Wolfgang Wendling