Dr. Walter Bersch

Es gibt sie, die Überraschungsbesuche, die den Ablauf eines eigentlich strukturierten Arbeitstages verändern können. Heute kam Dr. Dr. Martin Kämpchen in mein Büro und brachte mir Bücher zum Lesen vorbei, so auch seine Übersetzungen  von Gedichten des indischen Literaturnobelpreisträgers Rabindranath Tagore aus dem Bengalischen ins Deutsche.  Martin Kämpchen ist in Boppard geboren, hat am Kant-Gymnasium sein Abitur gemacht und lebt seit 42 Jahren in Indien. Und er schreibt regelmäßig in der FAZ. Wir haben ein sehr spannendes Gespräch geführt.  Beim Aufschlagen des  Gedichtbandes direkt die 1. Kostprobe: Verschämt liebt Waldschatten das Licht. Das erzählen die Blätter den Blumen; die lachen übers ganze Gesicht.

Heute Nachmittag wurde in Mainz der Koalitionsvertrag zwischen SPD, FDP und Grüne unterschrieben, auf dessen Grundlage morgen Malu Dreyer erneut zur Ministerpräsidentin gewählt werden wird. Dazwischen trafen sich heute Abend sehr symbolträchtig Sozialdemokraten aus Rhein-Hunsrück und Rhein-Lahn an der Rampe in Wellmich, mit dabei natürlich Innenminister Roger Lewentz und Staatssekretär Günter Kern. Die rote SPD-Fahne ließ sich im Abendsonnenschein gut spannen.  Auf Seite 49 des 139 Seiten fassenden Vertrages heißt es schwarz auf weiß: „Die Planung einer Mittelrheinbrücke als welterbeverträgliches, kommunales Verkehrsprojekt wird wieder aufgenommen.“  Die Uhr läuft nun. In 5 Jahren müssen wir viel geschafft haben.  

Das Industrie- und Gewerbegebiet „Hellerwald“ ist rund 100 Hektar groß und bildet mit seinen vielen Arbeitsplätzen und seiner Wirtschaftskraft die Grundlage für die überdurchschnittlich gute Finanzausstattung und den Wohlstand der Stadt Boppard. Bis auf eine kleinere Restfläche ist das Gebiet vollständig vermarktet, sodass sich größere Betriebe in Boppard nicht mehr ansiedeln können, Grund genug, um sich nach Alternativen umzuschauen.
Was viele nicht wissen: Die Autobahnausfahrt „Koblenz-Mitte“ bei Pfaffenheck liegt im Stadtgebiet von Boppard. Hier könnten wir unmittelbar ein fast ebenes Gebiet in der Größe von 42 Hektar ausweisen. Ich füge hinzu: Wir könnten, wenn wir wollten. Hierzu muss der Stadtrat in seiner Mehrheit überzeugt werden. Im Rahmen einer Stadtratssitzung führten wir eine Ortsbesichtigung durch mit dem anschließenden Beschluss, vor einer endgültigen Entscheidung noch drei weitere Alternativen zu prüfen. Machen wir. Wir wissen: Unternehmer sind Leute, die etwas unternehmen.

Vor einer Woche ist Dr. med. Heinz Maurer im Alter von 94 Jahren verstorben, heute war die Bestattung.
Die Menschheit verdankt der Schöpfungskraft von Dr. Heinz Maurer die medizinische Hautpflege, so dass viele Menschen erhebliche Erleichterungen und Besserungen in ihrem Leben erfahren haben.
Darüber hinaus verliert die Stadt Boppard mit Dr. Heinz Maurer einen Menschen, dem sie einen Großteil ihres Wohlstandes zu verdanken hat. Über die wirtschaftlichen Belange hinaus hat er wichtige Impulse für das kulturelle und soziale Leben in der Stadt Boppard und darüber hinaus am gesamten Mittelrhein gegeben. Die Stadt Boppard bleibt untrennbar mit dem Namen ihres Ehrenbürgers und Stadtsiegelträgers Dr. Heinz Maurer verbunden.

Heute haben wir eine besondere Gedenkveranstaltung anlässlich 30 Jahre Nuklearkatastrophe im Hause der Arbeiterwohlfahrt in der unteren Marktstraße durchgeführt. Der heute 62jährige Dimitri Zuromski hat damals als Pilot einen der 10 Helikopter geflogen, mit denen die Folgen bekämpft werden sollten. Glücklicherweise musste er nicht unmittelbar über den strahlenden Reaktor fliegen, was ihm im Gegensatz zu vielen anderen bisher das Überleben sicherte. Bei seinem Vortrag wurde mir klar, welches Glück wir in Deutschland vor 30 Jahren hatten, da kein Ostwind herrschte. Umso stärker sind wir heute immer noch zur Solidarität aufgefordert. Die AWO Boppard mit ihrem Vorsitzenden Martin Strömann macht es richtig. Seit 25 Jahren sind jedes Jahr Kinder aus Krasnopolje zu Erholungsferien in Boppard. Mehr als 500 Personen wurden betreut. Die AWO Boppard hat hierfür und auch für Hilfstransporte nach Belarussland  in den 3 Jahrzehnten bis heute 293.387,70 € gesammelt. Die Strahlung hält an, unsere Solidarität muss mithalten.

Heute Nachmittag kamen sehr überraschend 9 brasilianische Besucher aus unserer Partnerstadt Arroio do Meio in mein Büro, die für einen kurzen Zeitraum ihre Schiffsreise auf dem Rhein zum Deutschen Eck in Koblenz unterbrochen hatten. Die Verständigung lief sehr gut über Hunsrücker Platt. Auf die Schnelle konnten wir keinen Kaffee kochen und haben daher Wein aus dem Bopparder Hamm getrunken. Ein Prost auf die Städtepartnerschaft.

Wer sein Abitur macht, hat einen Grund zu feiern. So wird es auch in Boppard gehalten und damit es schön wird, sammeln die jeweiligen Abitursklassen vorher Geld, um anschließend es bei einer zünftigen Abi-Feier in der Stadthalle richtig krachen zu lassen. Nicht so in diesem Jahr, denn die jungen Abiturienten haben sich sprichwörtlich etwas vom Mund abgespart und 1.000 € für die Flüchtlingshilfe der Stadt Boppard gespendet. Dankbar habe ich den entsprechenden Scheck aus den Händen der ehemaligen Schülerinnen und Schülern entgegengenommen. Damit hat die Stufe O des Bopparder Kant-Gymnasiums, die schon vor wenigen Wochen die allgemeine Hochschulreife abgelegt hat, nun noch eine besondere Reife unter Beweis gestellt.

Heute Morgen gratulierten Michael Boos, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Simmern, Michael Maurer, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion und ich in Mainz den Präsidenten des rheinland-pfälzischen Landtages zu dessen 67. Geburtstag. Da freute sich Joachim Mertes aus Buch/Hunsrück. Kurze Zeit später gab es einen schönen Empfang in den Räumlichkeiten der SPD-Landtagsfraktion, wo der Fraktions-vorsitzende Alexander Schweitzer im Beisein der Ministerpräsidentin Malu Dreyer das rheinland-pfälzische Urgestein aus der aktiven Landespolitik verabschiedete. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie Joachim Mertes 1983 zum ersten Mal für den rheinland-pfälzischen Landtag kandidierte. In den zurückliegenden 33 Jahren hat er viel für unsere Heimat Hunsrück zwischen Rhein und Mosel erreicht.  Danke. Alles Gute für die Zukunft, Joachim Mertes.

Eine Woche vor dem Bopparder Weinfrühling haben wir heute Nachmittag die neuen Weinmajestäten vorgestellt, erstmals im Paar. Weinkönigin Xenia und Bacchus Max werden ab sofort die alte Weinstadt Boppard repräsentieren. Mittelrheinweinkönigin Sarah führte die Krönung unserer Königin durch, während TI-Leiter Stefan Rees die Einkleidung der Gottheit Bacchus vornahm.
Mit der kleinen Zeremonie am Mandelstein feierten wir auch den Umstand, dass vor 20 Jahren die Erfolgsgeschichte des Bopparder Weinfrühlings begann, eine Großveranstaltung im Bopparder Hamm am letzten Aprilsonntag mit bis zu 30.000 Besuchern.

Im November ist Amir Koujan mit seiner Frau Manyia über die Straße des Todes nach Deutschland gekommen und lebt seit Anfang Januar in Boppard. In Syrien lebte er von Kunst und besonderer Raumgestaltung und in diesem Bereich will er auch in Deutschland arbeiten. Seine ersten 20 Kunstwerke, Bilder und Plastiken, die er schon in Boppard herstellte, sind nun bis zum 20. Mai in einer Ausstellung im Karmelitergebäude zu sehen. Besonders angetan hat es mir ein Gipsrelief über einen Straßenzug aus der Altstadt von Damaskus,  2.500 Jahre alt. Boppard ist dagegen jung.  Wir können noch viel voneinander lernen.